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Abschied von der Vielfältigkeit

Wissenschaftssenator fordert „grundlegende strukturelle Änderungen“  ■ Von Kaija Kutter

Das Reizthema Studiengebühren – zuletzt von Unipräsident Jürgen Lüthje für Nicht-Hamburger ins Gespräch gebracht (taz hamburg vom 2. Februar) – lenkt davon ab, dass der Uni offenbar auch ein Schrumpfprozess droht. „Das Motto der Universität, ,unsere Stärke ist die Breite', ist unter den gegebenen finanziellen Bedingungen nicht zu halten“, sagt Wissenschaftssentor Jörg Dräger. Die Uni habe die Konsolidierung bisher nach dem Rasenmäherprinzip umgesetzt. „Sie ist an einer Schmerzgrenze angekommen, wo es ohne grundlegende strukturelle Änderungen nicht mehr geht.“

Dem parteilosen neue Senator schwebt vor, die 18 Uni-Fachbereiche zu einer überschaubaren Zahl von Schwerpunktdekanaten zusammenzufassen. Darüber hinaus will Dräger Ende Februar mit den Präsidenten aller sechs Hochschulen über landesweite Strukturänderungen beraten. „Es ist zum Beispiel die Frage, ob wir drei Standorte für die Architekturausbildung haben müssen.“

Insgesamt nimmt Dräger für sich in Anspruch, einiges für die Hochschulen durchgesetzt zu haben und ringt in dieser Frage mit Lüthje um Interpretationen. So sei das Versprechen, der Uni die Alt-Sparschulden zu erlassen, lediglich von Parteien im Wahlkampf gegeben, nicht jedoch im Koalitionsvertrag fixiert worden. Der dortige Satz: „die Sparauflagen für die Hochschulen werden aufgehoben“, beziehe sich nur auf die „strukturelle Unterfinanzierung“ aller Hochschulen von 15 Millionen Euro, in deren Höhe Stellen vakant gehalten werden müssen. Für Lüthje sind mit besagtem Satz jedoch unstrittig die Alt-Sparschulden gemeint: „Man kann nur etwas aufheben, was schon besteht.“

Uneinigkeit herrscht auch bei der Unterfinanzierung: Hier, so Dräger, wurde bei den Haushaltsverhandlungen für 2002 eine Absenkung um 3 Millionen Euro vereinbart, die auch für 2003 und 2004 gelten soll. Da die Hochschulen dann mit dem Kamm der Pensionierungswelle rechnen, sei ihnen damit sehr geholfen. Der Generationenwechsel soll Hochschulen auch mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Jüngere Professoren bekommen nach der Bulmahn-Reform des Hochschuldienstrechts nur noch ein Grundgehalt mit gestaffelter Leistungszulage. Die hohen Alterszulagen fallen künftig weg. „Die 3 Millionen Euro sind ein Danaergeschenk“, sagt dagegen Lüthje. Die Hochschulen müssten diese just dann zurückzahlen, wenn die Pensionierungswelle am höchsten sei. Auch wären die nachkommenden Professoren keineswegs kostengünstiger. Lüthje: „Guten Leuten muss man gleich mehr zahlen.“

Entwarnung gab Dräger für den Lehramtsstudiengang: Die Zahl der jährlichen Studienanfänger soll bei 1050 belassen werden. Wie berichtet, gab es Pläne der Schulbehörde, diese Zahl auf 1400 zu erhöhen, weil künftig jährlich 800 gebraucht werden und mit einer hohen Abbrecherquote zu rechen ist. „Das Problem ist, die Lehrer brauchen wir sofort“, sagte Dräger der taz. In einem Modellversuch soll deshalb möglichst schon ab Herbst 2003 ein zweijähriger Masteraufbaustudiengang Studierende anderer Fächer zum Lehrer qualifizieren. Diese zweistufige Struktur soll perspektivisch die jetzige einstufige Ausbildung von Gymnasial- und Realschullehrern ersetzen. Für Grund- und Hauptschullehrer soll – so die längerfristige Vision – künftig ein Bachelor-Abschluss reichen.

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