vorlauf
: Tantes Tochter

„Lola, Arte, 14.00 Uhr“

Es ist so eine Sache mit Frauenmagazinen im Fernsehen. Sie sind ein trauriges Zeichen dafür, dass das Geschlechterverhältnis im Leben wie in den Medien noch lange nicht das ist, was es sein sollte: Kein Thema nämlich. Doch bis dahn gibt es sie noch. Und seit einem Jahr blüht ein neues Magazin quasi im Verborgenen: Das digitale Arte/ZDF-Bouquet strahlte das momothematische Magazin „Lola“ bisher am ersten Dienstag im Monat aus, ab heute läuft es immerhin im Bremer Kabelnetz.

„Lola“ erzählt – natürlich – Geschichten von Frauen. Ohne feste Moderatorin. Durch das Programm führt jeweils eine Frau, die sich in dem aktuellen Thema wiederfindet. Schnell geschnitten, schlau erzählt und nicht durch eventuell enttäuschende Studiogäste bedroht, wirkt „Lola“ wie eine flotte Tochter der tantigen Mona Lisa.

Natürlich hat „Lola“ die Frauenthemen auch nicht neu erfunden, bedient sich vielmehr der traurigen Tatsache, dass man nur „und Frauen“ hinter beliebige Schlagworte klemmen kann. „Frauen und Krieg“ heißt die heutige Folge mit vier Porträts: eine US-Hubschrauberpilotin, eine Reisekauffrau, die ihre Freizeit mit blutigen Internet-Ballerspielen verpfuscht, Christa Lörch, die als einzige Bundestagsabgeordnete gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan stimmte, und die Kriegsfotografin Anja Niedringhaus, die auch durch die Sendung führt. In einer kurzweiligen halben Stunde, unterbrochen von cleveren Animationen, erzählen die Frauen von ihrem Verhältnis zum Krieg: Die eine schmeißt Bomben und will sich nicht weiter damit beschäftigen, worauf die andere fotografiert, was die Bomben angerichtet haben. Die dritte knallt digitale Terroristen ab, geht aber nicht wählen, weil sie „zu wenig davon versteht“, die vierte hat ihre politische Karriere mit ihrer Entscheidung sowohl behindert als auch gestrafft.

Vielleicht hat sich ein Magazin wie „Lola“ irgendwann selbst wegrationalisiert: Wenn Frauenporträts anderswo laufen, wenn „Lola“-Themen nicht mehr als weibliche angesehen und darum von den (männlichen) Senderverantwortlichen in die klitzekleine Frauenmagazinecke gedrängt werden. Bis dahin kann man mit der feschen Lola aber ganz gut leben.

JENNI ZYLKA