: Ein Herz für Amerika
Die neue Kneipe des FC St. Pauli hat eine bewegende amerikanische Geschichte ■ Von Marcellus Gau
Morgen wird die Reeperbahn um ein Erlebnis reicher. Star-Restaurant-Designer Jordan Mozer aus den USA hat für den Star-Club und seine Star-Fans ein Stück Event-Gastronomie in die Meile gezaubert, das Schweinske und Pupasch locker in den Schatten stellt. In gepflegtem amerikanischen Ambiente sollen sich die Fans und die Profis des FC St. Pauli begegnen. Edle Materialien, wertvolle Hölzer und Eisen kontrastieren den Ausschank von Flaschenastra und Currywürsten aus der Schale. Gestern wurden Gastronomie- und Brandkonzept vom Herzblut St Pauli vorgestellt.
Christoph Strenger, Geschäftsführer der Gastro Consulting erläutert, wie alles anfing. „Ich komme viel rum in der Welt und da habe ich Mozer kennengelernt.“ Es muss ein unglaublich schöner Augenblick gewesen sein. Die Beiden trafen sich im Hudson Club in Chicago, als ein Flugzeug den Umriss eines Herzes an die Himmel malte. Ein Symbol. „Echt, so war das“, sonst wollte man es auch nicht glauben. Als er das sagt, leuchten seine Augen und er nimmt Jordan Mozer dabei in den Arm. Der Anfang einer Männerfreundschaft.
Damit Mozer entwerfen konnte, was die Menschen hier fühlen, zeigten ihm Strenger und Christian Toetzke von der St. Pauli Vermarktungsgesellschaft das Millerntor, den Kiez und die Fan-Spelunken in den Seitensstrassen. Danach verband Mozer Lebensgefühl und Kiezmaxime: „It's a bit more of action“, „super-freundlich“ and „a fancy Stimmung“. Zusammenfassend stellt er fest: „Rough, freundlich and a little bit more gemutlich“. Diese Erkenntnis spiegelt sich wider in der Einrichtung. Der rundliche Barbereich erinnere an den Hafen und die Schiffe und schaffe damit den maritimen Kontext. Eine 3 mal 3 Meter große Liegefläche, das so genannte „Bett“, ist eine Multifunktionsfläche. Sie dient als Bühne und zum anderen zu dem, was den Kiez in der Welt berühmt gemacht habe. Das haptisch gewordenen Lebensgefühl hat seinen Preis. Die Holstenbrauerrei investierte 1,35 Millionen Euro und genießt dafür das Recht, Astra und den FC St Pauli mit seinen Spielern und seinen Fans als das Ying und Yang des Fußballs zu vermarkten. „Die Marke ist eine Hamburger Marke und die Marke von St.Pauli“, sagt Heiner Jacobs, Verkaufsdirektor der Holsten Brauerei.
Die Investitionen sollen sich in 6-8 Jahren rechnen. Die Gewinne teilen sich der Klub, Gastro Consulting und die Holsten Brauerei. Wie genau, darüber wurde stillschweigen vereinbart. Bis der Break Even Point erreicht ist, müssen noch viele Currywürste ihre Mägen und Astras ihre Kehlen finden. Fans zahlen 2,40 Euro für ein Astra, 3,50 für ein Alsterwasser. Damit sind die Preise wesentlich höher als im Jolly Roger, aber bezahlbar. „Wir werden relativ normalpreisig sein“ kommentiert Toetzke. Es sei aber auch nicht die klassische Kneipe, „wo man nach dem Spiel mit der Knolle in der Hand steht.“ Zum Nachtisch werden, so Toetzke Merchandising-Artikel gereicht. Neben Bier und Wurst werden denn auch die aktuellen und eigenen Kollektionen vom FC St. Pauli und Astra verkauft. Wohl bekommt's.
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