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Krieg dem Armutsterror

Großbritanniens Premier Blair und Frankreichs Präsident Chirac rufen dazu auf, die Verarmung Afrikas zu bekämpfen. Tony Blair: Vom Wohlstand aller hängt die Sicherheit eines jeden ab

BERLIN taz ■ Die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs haben die Bekämpfung der Armut in Afrika zu einem zentralen Thema der Weltpolitik erklärt. Bei Auftritten in Europa und Afrika riefen der französische Präsident Jacques Chirac und der britische Premierminister Tony Blair dazu auf, gesamtafrikanische Initiativen zur Entwicklung des ärmsten Kontinents der Welt zu unterstützen.

Tony Blair rief auf seiner aktuellen Reise durch Westafrika, die heute in Senegal zu Ende gehen soll, zu einer „neuen Partnerschaft zwischen Afrika und der entwickelten Welt“ auf und stellte dies in einen direkten Zusammenhang mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus. „Die Sicherheit eines jeden von uns hängt von unser aller Wohlstand ab“, sagte der britische Premier vor dem Parlament von Nigeria am Donnerstag. In Ghana wurde er gestern konkreter: Die Handelsschranken der reichen Länder gegen afrikanische Produkte müssten fallen, die Entwicklungshilfe müsse Unabhängigkeit statt Abhängigkeit fördern. „Die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft sind hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben“, kritisierte er.

Zum gleichen Thema traf sich Jacques Chirac gestern in Paris bei einem Gipfeltreffen mit 13 afrikanischen Staats- und Regierungschefs. „Der Abstand zwischen Afrika und dem Rest der Welt wird größer“, sagte der französische Präsident und rief die reichen Länder der Welt dazu auf, die UN-Vorgabe einzuhalten, 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts in die Entwicklungshilfe zu stecken. Dies sei „moralisch und politisch unumgänglich“.

Die britischen und französischen Regierungen wollten noch gestern ein gemeinsames Papier vorstellen, das dem G-8-Gipfel in Kanada im kommenden Juni konkrete Vorschläge macht. Bei ihrem letzten Gipfel hatten sich die G-8-Staaten verpflichtet, die von mehreren afrikanischen Regierungen ausgearbeitete „Neue Partnerschaft für die Entwicklung von Afrika“ (Nepad) zu unterstützen. Dieser Plan ruft zu gemeinsamen Anstrengungen von Afrika und den reichen Ländern auf, um die „Unterentwicklung und Ausgrenzung“ Afrikas zu beenden. Grundlage ist das Ziel, die Armut in Afrika bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Dazu müsse das jährliche afrikanische Wirtschaftswachstum auf 7 Prozent steigen, wofür zusätzliche Investitionen von 64 Milliarden Dollar nötig seien. Diese müssten zum Großteil von außerhalb Afrikas kommen. Beschlüsse dazu sollen auf dem nächsten G-8-Gipfel gefasst werden.

Die entschiedenen Stellungnahmen Blairs und Chiracs kontrastieren mit der deutschen Zurückhaltung. Bundespräsident Johannes Rau reiste zwar erst vor zwei Wochen nach Afrika, machte aber keine konkreten Zusagen.

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