piwik no script img

Mantel der Mildtätigkeit

■ Sopo kritisiert das Obdachlosen-Projekt des Runden Tisches St. Jacobi

Die Aktion „Ein Dach für Obdachlose“ des Runden Tisches St. Jacobi ist von der Sozialpolitischen Opposition Sopo heftig kritisiert worden. Mit dem Vorschlag, Passanten sollten ihre Almosen nicht mehr direkt an Bettler geben, sondern in die Sammelbüchsen des Runden Tisches stecken, würden die Bettler unter dem Deckmantel der Mildtätigkeit aus der Innenstadt vertrieben. Die Aussage, „Direkte Spenden stellen keine echte Hilfe dar“, sei „skandalös und an Sarkasmus und Menschenverachtung nicht mehr zu übertreffen“. Das Versprechen von Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU), auf jeden gespendeten Euro einen von der Stadt draufzupacken, bezeichnete die Sopo als „eine neoliberale Mogelpackung und ein verstecktes Sparpaket“.

Der Runde Tisch St. Jacobi versucht seit gut zwei Jahren, die Positionen der Kaufleute in der City mit denen sozialer Initiativen abzugleichen. Sein Vorschlag zur Lösung des Obdachlosen-Problems in der Innenstadt war von Schnieber-Jas-tram in der vergangenen Woche akzeptiert worden.

Die Sopo kritisierte das Vorhaben, Sozialarbeiter anderswo abzuziehen und in die City zu schicken. Sie befürchtet, die Spenden dienten nur zur Finanzierung bestehender Einrichtungen und Sozialarbeiter-Stellen. Mit dem Modell werde überdies das Handeln der Stadt an die Spendenbereitschaft der Bürger gekoppelt.

Der Vorschlag, zwei bis drei neue Unterkünfte für bis zu 180 Menschen zu schaffen, gehe an den Bedürfnissen der Obdachlosen vorbei. Zuvor hatte der Runde Tisch selbst „annahmefähige“ Schlafplätze verlangt, keine Massenunterkünfte. knö

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen