: buddhas von bamian
Die Statuen sollen wieder auferstehen
Fast ein Jahr ist es her, dass die Taliban die Buddhastatuen von Bamian trotz weltweiter Proteste in die Luft sprengten. Jetzt sammelt eine Schweizer Stiftung Geld, um sie wieder aufzubauen. Der Leiter des Afghanistan-Museums in Bubendorf bei Basel, Paul Bucherer, schätzt die Kosten auf einige Millionen Euro. Grundlage für die Rekonstruktion sind Aufnahmen, die ein österreichischer Vermessungstechniker 1978 gemacht hat.
Die Buddhastatuen waren die größten und bekanntesten, aber bei weitem nicht die einzigen Kunstwerke, die dem Bildverbot der Taliban zum Opfer fielen. So besitzt das Nationalmuseum in Kabul heute nur noch kümmerliche Reste der einst bedeutendsten Sammlung zur Archäologie des Mittleren Ostens. Nicht nur blinde Zerstörungswut, sondern auch kühler Geschäftssinn zerstreute die Exponate in alle Himmelsrichtungen. Immer wieder tauchten Buddhastatuen und anderen Kunstwerke aus Kabul im internationalen Kunsthandel auf – von Amerika bis nach Australien.
Um möglichst viele Kulturgüter zu retten, gründete der Schweizer Afghanistan-Experte Bucherer im Sommer 2000 ein Museum. Inzwischen unterstützt auch die Unesco das „weltweit einzigartige Pilotprojekt“. Im Gegensatz zu anderen Museen versteht sich die Sammlung nur als vorübergehender Exil-Hort: „Ziel ist es, alle Exponate und Dokumente nach Afghanistan zurückzubringen, sobald dies möglich ist“, betont Bucherer.
Auch andere Künste erwachen in Afghanistan allmählich wieder zum Leben. Erst am vergangenen Dienstag fand in Kabul die erste Theateraufführung seit 1996 statt. Rund 200 Zuschauer sahen im halb zerstörten Theater bei frostigen Temperaturen eine Vorführung von fünf Schauspielern, darunter zwei Frauen. Zunächst wurde ein kurzer Sketch über die Brutalität des Talibanregimes gezeigt, dem ein Programm mit traditioneller Musik und Gesängen des Landes folgte.
„Wir sind froh, wieder frei zu sein und unsere traditionelle Musik und Dramen vorführen zu können, speziell für die Jugend, die dies bisher niemals erleben konnte“, sagte der prominente afghanische Sänger Asis Grasnawes, der die Veranstaltung mit organisiert hatte. „Sollten die Taliban an die Macht zurückkehren, würden sie uns töten.“ Fotos: REUTERS, AP
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