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verleihung der „goldenen kamera“: eiertanzende eitelkeiten

Stellen Sie sich bitte ein – irgendein – Gesicht aus der deutschen TV- und Kinolandschaft vor. Ja? Prima. Und nun bitte imaginieren Sie all diese Gestalten in Abendgarderobe, in einem Saal versammelt. Ja? Sehen Sie, da haben wir den Salat. Springers Programmzeitschrift Hörzu verlieh, das ZDF übertrug: die „Goldene Kamera“, eine Art „Emmy“, also der „Bambi“ unter Deutschlands TV-„Oscars“ – Hauptsache event, Nebensache Preis. Was in der Branche als Crème gehandelt wird, das feiert sich regelmäßig mit einem Eiertanz zwischen Mief und Größenwahn. Wie sonst ist zu verstehen, dass die US-Pop-Durchschnittsware Anastacia als heißeste Scheiße aus Übersee präsentiert wurde? Dass ein von allen guten Geistern verlassener Jan-Josef Liefers den Pausenclown spielte („Finden Sie mich sexy?“ Spiegel-Chef Stefan Aust: „Affengeil, affengeil“)? Und wie sonst wäre zu erklären, dass Franka Potente keinen Hehl aus ihrer tödlich schlechten Laune machte? Und dass Harald Schmidt giftete, als gäb’s kein Morgen? Den erinnerte das steinerne Denkmal, das die Hörzu dem Übermoderator Thomas Gottschalk setzte, zu Recht an die Ästhetik von Nazi-Bildhauern: „Arno Breker wurde viel Unrecht getan“, so Schmidt maliziös. Außerdem sei er froh, dass sein „82-jähriger Vater noch erleben darf …“, und nun kippte das Idiom ins Reichsparteitägliche, „… dass ich hierr an dieserr Stelle in Berrlin sprrechen darrf“ – und ab. Eisige Stille im Saal. Und der einzige Augenblick vor dem Fernseher, in dem das stille Leiden an diesem peinlichen Affentheater einem befreienden Gelächter weichen konnte. ARNO FRANK FOTO: AP

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