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Moderner westlicher Islam

Islam in Europa öffnet sich westlicher Moderne

Das Islamverständnis der rund 3,2 Millionen Muslime in Deutschland entwickelt sich zunehmend zu einem von der westlichen Moderne geprägten Euro-Islam. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Befragung des Essener Zentrums für Türkeistudien unter 2.000 Türken. Auch die Trennung von Staat und Kirche und die Vereinbarkeit islamischer Lebensweisen mit den Normen der Industriegesellschaft gehörten dazu. In der Summe sei dies zwar der Zeit „noch nicht Realität“, aber es gebe deutliche Anzeichen, dass die Entwicklung in diese Richtung gehe, betonte das Zentrum. „Euro-Islam“ wurde erstmals 1996 von dem Göttinger Politologen Bassam Tibi verwendet.

Der Studie zufolge definieren sich 55 Prozent der türkischstämmigen Migranten in Deutschland als religiös. Davon sehen sich zwei Drittel als „eher religiös“, lediglich sieben Prozent schätzten sich als „sehr religiös“ ein.

Differenzen zeigten sich zwischen den drei Generationen der Migranten, so Sen weiter. Während das Religionsverständnis bei der zweiten Generation ein eher aufgeklärtes sei, würden die Einwanderer der ersten Generation sich zunehmend islamischen Werten zuwenden, je länger sie in Deutschland lebten. Das Selbstverständnis als Muslim schließe in der zweiten und dritten Generation dagegen die Hinwendung zu modern-liberalen Orientierungen keineswegs aus, auch wenn die türkisch-islamische Kultur der zentrale Bezugsrahmen bleibe. „Nachts gehen sie in Discos und tagsüber wird gefastet“, sagte Sen.

Die Bundesrepublik hat nach Frankreich die zweitgrößte islamische Bevölkerungsgruppe in der Europäischen Union. Je nach Aufnahmeland ist der Islam sehr unterschiedlich geprägt. So dominiert in Frankreich die maghrebinische Ausrichtung, in den Niederlanden der indonesisch geprägte Islam und in Deutschland der türkische Islam. epd

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