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Kaum Basis fürs Medienzentrum

■ Radio Bremen will ins Faulenquartier, weitere Mieter nicht in Sicht / Ergebnisse neuen Gutachtens gibt es nicht vor Sommer

Auch wenn Intendant Heinz Glässgen die Räume „eigenhändig streichen“ will – so sicher ist es nicht, dass Radio Bremen samt Medien- und IT-Firmen eines Tages in ein funkelnagelneues „Medienkompetenzzentrum“ im Faulenquartier ziehen wird. Das wurde am Donnerstagabend bei der von Handelskammer und „Bremen Multimedial“ veranstalteten Diskussion „Radio Bremen: wie geht's weiter?“ deutlich.

Da war SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen erneut für den Umzug des Senders ins darniederliegende City-Viertel, wo es zum „Ankermieter“ für weitere Ansiedlungen aus der Medienbranche werden könnte. „Das wäre ein Standort in der Oberliga“, meinte auch Anja Stahmann, Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen. Und selbst CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff betonte, dass er „kein Problem damit“ habe, wenn es für das Faulenquartier „die größten Realisierungs-chancen“ gebe.

„Bremen macht zu viele Scheiß- Gutachten“, murmelte dagegen einer der gut 100 ZuhörerInnen aus der Medien- und IT-Branche im Atlantik Hotel – von denen übrigens selbst keiner Laut gab, so schnell wie möglich ins Faulenquartier ziehen zu wollen. Auf jeden Fall meinte der Bremen-Schelter wohl, dass das jetzt beschlossene zweite Gutachten zur Zukunft des Senders zu viel Geld (180.000 Euro) und zu viel Zeit verschwende. Ulrich Keller, Chef der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG), wurde deutlicher: Das Ergebnis werde frühestens im Sommer vorliegen: „Alles andere ist Illusion.“ Das Problem: Radio Bremen muss bis September wissen, wo der Hase langläuft, damit es endlich anfangen kann zu sparen. Allein durch Zusammenlegung von Radio- und TV-Standort will Glässgen sieben Millionen Mark pro Jahr weniger ausgeben. „Ohne Partner wird auf der Pferdewiese an der Hans-Bredow-Straße gebaut“, drohte der Intendant.

Es gebe zwar rund 500 Medien- und 1.000 Agenturarbeiter in Bremen, erläuterte BIG-Mann Keller. „Aber sie reichen als Basis für ein neues Medienzentrum nicht aus.“ Geht's dann doch ins Hollerland? Und auch hier gab Keller die Richtung vor: „Wir können doch im Faulenquartier keine Liegenschaften auf Verdacht anmieten.“ ksc

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