gastkommentar: Ein langer Weg
Das am 25. Januar im Bundestag verabschiedete Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Gesetz sei ein weiterer Schritt hin zu einer dezentralen Energieversorgung unserer Republik, meldet die grüne Regierungsfraktion. Anlagenbauer verkünden den Aufbau eigener Produktionskapazitäten.
Ein Brennstoffzellenbetreiber kann tatsächlich dank des am 1. April 2002 in Kraft tretenden Gesetzes immerhin 7,5 Cent pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) erzielen. Zählt man aber die derzeitigen Aufwendungen einer für Mehrfamilienhäuser bestimmten Zelle zusammen, sind die Kosten für die Stromerzeugung mit 35 Cent je kWh letztlich knapp fünfmal höher als die erzielbaren Stromerlöse. Eine Wirtschaftlichkeit ist also nicht annähernd in Sicht. Kleine motorische KWK-Anlagen, die im Gegensatz zu Brennstoffzellen technisch ausgereift sind und wesentlich niedrigere Anschaffungs- und Betriebskosten aufweisen, können dagegen bereits heute wirtschaftlich eingesetzt werden. Auf Grund ihres vergleichbaren Anlagen- und Betriebskonzeptes eignen sie sich zudem als Zwischenlösung für den späteren Austausch durch wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen. Will die Bundesregierung tatsächlich eine Wende zu dezentralen Versorgungsstrukturen und ressourcenschonender Energieerzeugung mit Brennstoffzellen ermöglichen, müssen die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb dezentraler Anlagen weiterentwickelt werden. Hierzu zählt die ausstehende, tatsächliche Liberalisierung des Gasmarktes mit wettbewerbsgerechten Preisen. Zum anderen müssen die vielfältigen Chancen gekoppelter Wärme- und Stromerzeugung aus Brennstoffzellen potenziellen Anwendern professionell und neutral veranschaulicht werden.
MICHAEL GEISSLER
Der Autor ist Vorstandsvorsitzender des Vereins der Energieagenturen Deutschlands (eaD) e. V. und Geschäftsführer der Berliner Energieagentur GmbH.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen