piwik no script img

„Your Entry to Business“

Private Hochschulen bilden schnell und effizient künftige Funktionsträger aus. Die Elitestudenten müssen dafür mehrere tausend Euro Studiengebühren pro Semester hinlegen und ausführliche Aufnahmeprüfungen bestehen

Die Leipziger Studentin Anke Werthessen ist glücklich: „Das Studium an der HHL macht mir unheimlich Spaß und gibt mir nur das Beste auf den Weg: eine erstklassige Ausbildung, enge Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis und die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln.“ Das Studium an der Handelshochschule Leipzig (HHL) ist „your entry to business“, wie es in der Eigenwerbung der Bildungseinrichtung programmatisch heißt. Einziger Nachteil: Das Studium an der Elitehochschule kostet 4.000 Euro Studiengebühren – pro Semester.

Private Hochschulen erfreuen sich offenbar auch in Deutschland einer immer größeren Beliebtheit. Das Prinzip ist stets das gleiche, Privatunis unterscheiden sich grundlegend von den üblichen Massenveranstaltungen an staatlichen Hochschulen: die künftigen Führungskräfte lernen schnell und in kleinen Gruppen, haben engen Kontakt zu den Lehrenden. Zudem ist die Uni technisch überdurchschnittlich ausgestattet und vermittelt schon während des Studiums Möglichkeiten für den Berufseinstieg. Die European Business School (ebs) auf Schloss Reichartshausen in der Nähe von Mainz begleitet sogar die Persönlichkeitsentwicklung der Studenten professionell. Ein individuelles Coaching-Programm lehrt, persönliche Stärken auszubauen und Schwächen entgegenzuwirken.

Allerdings ist es nicht nur eine Geldfrage, an solchen Hochschulen – zum Beispiel auch der WHU in Koblenz oder der EAP am Schlossgarten in Berlin-Charlottenburg – zu studieren. Ausführliche Eignungstests sieben schon im Vorfeld die Spreu vom Weizen. In Charlottenburg studieren derzeit gerade mal 145 Menschen. Kein Wunder, dass alle Privatunis betonen, an der Geldfrage sei noch kein Student gescheitert: In Leipzig werden zehn Prozent der Studienplätze für Bedürftige als Freiplätze zur Verfügung gestellt, in Koblenz sind es sogar 20 Prozent. Wer keinen Freiplatz bekommt, kann sich um Stipendien kümmern oder günstige Bankkredite aufnehmen. Die Argumentation ist bestechend: Wer wegen des Elitestudiums einen sehr gut bezahlten Managerposten ergattert, dem tun auch Schulden in fünfstelliger Höhe nicht weh.

Die Anerkennung, eine private Hochschule oder Universität zu werden, ist ein langes und mühsames Verfahren. Bisher hat es nur eine Privatuni geschafft, als Vollmitglied von der Hochschulrektorenkonferenz aufgenommen zu werden: die Universität Witten-Herdecke. Voraussetzung ist, dass mehr als nur ein Fach angeboten wird. Die 1980 gegründete Uni Witten sieht in den Berliner Bemühungen für eine neue Eliteuni denn auch keine Konkurrenz: „Wir begrüßen solche privaten Initiativen“, sagt Präsidiumsmitglied Michael Bleks. Zudem gehe es in Berlin vor allem um Wirtschaft, in Witten aber um Medizin.

RICHARD ROTHER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen