: Neue Umweltpolitik gefordert
Entwicklungsorganisationen erwarten deutliche Signale vom bevorstehenden Nachhaltigkeitsgipfel in Südafrika. Wenig Fortschritte seit der Konferenz von Rio 1992
BERLIN taz ■ Zehn Jahre nach dem Gipfel für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro stellten deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen gestern eine gemeinsame Kampagne vor. Motto: „Globale Gerechtigkeit ökologisch gestalten – Neuer Schwung für nachhaltige Entwicklung“. Mit der Kampagne fordern Organisationen wie der Deutsche Naturschutzring, terres des hommes oder das Forum Umwelt & Entwicklung von der Bundesregierung und der internationalen Gemeinschaft verstärkte Anstrengungen und die Umsetzung der Verpflichtungen des Gipfels von Rio. Ende August findet die Nachfolgekonferenz im südafrikanischen Johannisburg statt.
„An der Zerstörung der Umwelt hat sich seit Rio wenig geändert“, kritisierte Hubert Weinzierl, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR). Auch sei man bisher weit von einem tatsächlichen Kurswechsel hin zu nachhaltiger Entwicklung entfernt. Weinzierl unterstrich damit seine Forderung nach einer tatsächlichen Energie- und Verkehrswende als Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz. Er verlangte eine Reduzierung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020.
Mit zehn Forderungen wollen die Verbände durch ihre Kampagne im Wahlkampfjahr die „zentralen Zukunftsfragen der Menschheit“ wieder auf die innenpolitische Tagesordnung bringen.
Dazu gehören unter anderem Armutsbekämpfung, Klimaschutz, eine soziale und ökologische Globalisierung und Geschlechtergerechtigkeit. „Vom Johannesburg-Gipfel müssen konkrete politische Impulse ausgehen“, so Barbara Unmüßig, Sprecherin des Forums Umwelt & Entwicklung. Internationale Zusammenarbeit dürfe nicht nur unter dem Primat der ökonomischen Effizienz stehen, sondern es gelte, auch soziale und ökologische Regeln in der Welthandels-, Finanz- und Investitionsordnung zu verankern.
Mit deutschlandweiten Aktionstagen und einem Kongress in Berlin soll auch die Bevölkerung angesprochen werden, sich an der Kampagne zu beteiligen. „Denn wir müssen auch die Frage nach unserem derzeitigen Lebensstil stellen“, so Weinzierl, „und eine Wertediskussion führen, die eine Generation lang nicht geführt wurde.“ Dafür brauche es den Druck und das Interesse der Öffentlichkeit. Denn da es für die Bundesregierung derzeit keine Opposition in Umweltfragen gebe, habe sie es so leicht, kleine Brötchen zu backen. SUSANNE AMANN
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