: In letzter Sekunde angeeckt
■ Hockeyfrauen des Klipper THC verlieren Europacup-Finale
„Eng ist es gemütlich und zusammen lässt es sich besser jubeln“, bat Mikrofonmann Günther Gudert die etwa 1000 Zuschauer in der Deuteron-Halle am Rothenbaum um mehr Nähe zum Nachbarn, damit weitere Fans das Europacupfinale der Damen verfolgen konnten. Die wurden denn auch mit echtem Nervenkitzel belohnt, doch am Ende jubelten die Gäste aus Rüsselsheim in dem vielfach als „Traumfinale“ apostrophierten Match. Mit 6:5 nach Siebenmeterschießen gewannen die Opelstädterinnen gestern Nachmittag nicht nur zum elften Mal den Europacup: Es war ihr auch neunter Erfolg in Serie.
Noch Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit schienen die Klipper-Frauen zu triumphieren: Sie führten mit 4:3, als sie am eigenen Strafraum den Ball verloren. Es kam zur Strafecke und damit zur letzten Chance für die Titelverteidigerinnen. Deren Routinierin Britta Becker hatte kurz zuvor durch schlechte Ballannahme zwei Strafecken vergeigt, was andeutete, dass die schärfste Waffe der Gäste stumpf geworden sein könnte. Diesmal aber erzielte Irene Balek mit sattem Schuss den Ausgleich.
Schon vor dem Finale hatte Boukje van der Hejden, Spielführerin der viertplatzierten Rotterdamerinnen, das Becker-Team auf Grund seiner Strafecken-Präzision auf dem Siegerpodest gesehen: „Their corners are the only difference.“
Beim Siebenmeterschiessen wurde ein weiterer Unterschied sichtbar: Die Rüsselsheimerinnen waren abgebrühter und verwandelten einen Ball mehr. „Es ist einfach reine Nervensache“, räumte denn auch Klippers Melanie Cremer mit vertränten Augen ein. Ausgerechnet sie, eine der Besten, hatte den entscheidenden Siebenmeter verschossen. „Man muss es positiv sehen: super Athmosphäre, super Spiel“, relativierte Klipper-Coach Markku Slawyk die Enttäuschung ob der entgangenen Trophäe und resümierte: „Wir hatten den hohen Favoriten am Rande der Niederlage.“
Es wäre die Revanche für die 2:8-Finalpleite im Jahr 2000 gewesen, aber eine weitere Chance dazu wird es nicht mehr geben: Nach einer Modusänderung ist nur noch der Landesmeister, nicht mehr jedoch der Europacup-Sieger für den Wettbewerb qualifiziert.
Markus Vogt
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