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In eigener Sache

Der Bayerische und der Norddeutsche Rundfunk wollen mit „Einblick“ und „Zapp“ die Medienwelt unterhaltsam unter die Lupe nehmen. Branchenformate scheiterten bislang im Fernsehen regelmäßig, im Radio hingegen funktionieren sie prächtig

von JUTTA HEESS

Dieter Moor wusste, mit wem er sprach. Und begrüßte die Zuschauer des satirischen Medienmagazins „Canale Grande“ stets mit einem charakteristischen „Hallo Zielgruppe!“. Vermutlich weil von 1993 bis 1994 ausschließlich Medienschaffende zuschauten und die Quote dementsprechend niedrig war, wurde die Vox-Sendung ziemlich schnell wieder aus dem Programm genommen. Auch das Nachfolgeformat „Studio Moor“ auf Premiere konnte sich nicht lange halten. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – Moderator Moor die Themen respektlos und unterhaltsam präsentierte.

Zwei harte, aber keinesfalls überraschende Schicksale für Medienmagazine im Fernsehen. An die sich in den vergangenen Jahren – nachdem der NDR 1995 seinen Versuch „Monte Video“ nach zwei Pilotfolgen gekippt und 1998 auch der WDR seine Medienshow „Parlazzo“ eingestellt hatte – kein Sender mehr ranwagte. Pläne des ZDF, mit dem „Frontal“-Duo Hauser und Kienzle eine medienkritische Sendung namens „Reißwolf“ zu machen, landeten im letzten Jahr genau dort. Lediglich ein Format legte einst eine gewisse Beständigkeit an den Tag: Unter dem treffenden Titel „Glashaus“ nahm der WDR von 1971 bis 1983 die eigene Branche kritisch unter die Lupe.

Plötzlich aber scheint die Zeit des Sichzierens vorbei zu sein, und einige Verantwortliche haben beschlossen, dass ihnen Stefan Raab als einziger Medienbeobachter nicht ausreicht: Der Bayerische Rundfunk (BR) geht am 3. März um 16 Uhr mit einem monatlichen Medienmagazin auf Sendung. „Einblick“ wird von Tilman Schöberl moderiert. Genau sechs Wochen später startet der NDR endlich mit seinem schon seit dem vergangenen Sommer angekündigten wöchentlichen Format „Zapp“. Um 23.15 Uhr knöpft sich Sportexperte Gerhard Delling ein Schwerpunktthema aus der Medienwelt und einen Studiogast vor.

Keine Magazine für Insider

„Wir wollen mit ‚Zapp‘ unsere Zuschauer erreichen“, erklärt der Leiter des Programmbereichs Kultur, Thomas Schreiber. „Das sind nicht diejenigen, die – salopp formuliert – morgens als erstes die Medienseite der Süddeutschen Zeitung aufschlagen.“ Thematisch wolle man das gesamte Medienspektrum abdecken, genauso von der Krise bei Kirch berichten wie über den Grand Prix als auch über die Boulevardisierung der Medien.

Ein Branchenmagazin für Insider will auch das bayerische „Einblick“ nicht werden. „Allgemeine Medienthemen“, so beschreibt Redaktionsleiter Peter Maier die geplanten Inhalte seiner Sendung. „In der ersten Sendung beschäftigen wir uns mit der ZDF-Intendantenwahl.“ Wie aber sähe die Berichterstattung aus, wenn der Intendant des BR oder des NDR gewählt würde? „Wir werden auch unbefangen über Vorgänge im Bayerischen Rundfunk berichten“, verspricht Peter Maier. Sein Kollege aus Hamburg sieht es genauso: „Es wäre ja absurd, ein Medienmagazin zu machen und zu sagen, wir schließen uns davon aus.“

Angst vor einer Nabelschau scheint es also plötzlich weder beim NDR noch beim BR zu geben. Diese Unbeschwertheit kann man im öffentlich-rechtlichen Hörfunk hingegen schon länger antreffen. Vor elf Jahren präsentierte der Saarländische Rundfunk das erste Radio-Medienmagazin, die „MedienWelt“. Mittlerweile haben – außer dem NDR, dem Südwestrundfunk (SWR), dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und Radio Bremen – alle Sender ein Radio-Medienmagazin. (siehe Kasten)

Der Hessische Rundfunk leistet sich sogar drei. Neben dem einstündigen „Medienforum“, das sich in Form von Beiträgen und Gesprächen intensiv einem Schwerpunktthema widmet, und dem 14-tägigen kulturorientieren „Medienjournal“ beschäftigt sich die Sendung „Netzwerk“ mit aktuellen Ereignissen aus der Medienbranche. Und zwar nach einem einfachen Prinzip, nach dem fast alle anderen Magazine funktionieren: Moderation, kurze Beiträge, sachkundige Gesprächspartner. Ausführlich kann so auf alle möglichen Themen eingegangen werden – sei es die aktuelle Situation bei Kirch, das Berliner Pilotprojekt für Digital-TV oder die Bedingungen von Journalisten auf dem Balkan.

Wo bleibt die TV-Kritikkultur?

Medienberichterstattung im Radio ist offensichtlich unproblematischer als im Fernsehen. HR-Medienredakteur Gerhard Kraus hat dafür eine einfache Erklärung – und zwar genau die, die schon oft geäußert wurde: „Im Fernsehen ist die Kritikkultur noch nicht so weit entwickelt.“ Deshalb hätten bisherige TV-Medienmagazine ihren eigentlichen Anspruch nicht erfüllt – nämlich alle Medien unvoreingenommen zu kritisieren.

Aber auch die technische Umsetzbarkeit sei schwierig: „Das Fernsehen ist ein völlig anderes Medium, man braucht schließlich Bilder.“ Und die seien besonders bei Medienthemen oftmals sehr schwierig zu finden. „Bevor man ein Medienmagazin mit Filmen aus langweiligen Behelfsbildern macht, lässt man es lieber ganz“, findet Kraus. Gespannt ist er schon, was die Kollegen vom Fernsehen demnächst bieten werden. Aber: „Ehrlich gesagt, so wahnsinnig viel erwarte ich nicht davon.“

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