: Bahn schlägt Flugzeug
betr.: „Fliegen so billig wie Kaffeetrinken“, taz vom 22. 2. 02
In dem Artikel werden die Preise von Fluggesellschaften für den Flug Frankfurt/Mai und Mailand (Malpese) miteinander verglichen. Die Ergebnisse sind verblüffend – nicht in dem Sinne, den die taz herausgefunden hat, sondern in einem ganz anderen.
Die Bahn ist schneller und billiger als die verglichenen Airlines! Während die Lufthansa vom Flughafen Frankfurt eine Gesamtreisezeit von 8 Stunden 30 Minuten allein bis zum Flughafen Mailand benötigt (von dort bis in die Innenstadt dauert’s noch mal 30 Minuten bis eine Stunde), schafft es der irische Billigflieger in 6 Stunden – allerdings bis Bergamo. Von dort dürfte man etwa eine gute Stunde bis zum Mailänder Zentrum benötigen.
Der Zug braucht vom Zentrum Frankfurts bis zum Zentrum Mailands (Milano Centrale) ganze 8 Stunden, nachts 9 Stunden, dafür gewinnt man jedoch einen Tag im Schlafwagen!
Die Preise mit Lufthansa hin und zurück 729 Euro inklusive S-Bahn zum Frankfurter Flughafen – die Fahrt von Malpese zum Mailänder Zentrum kommen noch hinzu. Der irische Billigflieger kostet laut taz 129 Euro hin und retour – dazu kommen Autokosten zum 100 Kilometer entfernten Flughafen Hahn (weil der Ire nicht von Frankfurt fliegt), eventuell Parkgebühren dort sowie Bus- und Bahnkosten von Bergamo zum Mailänder Zentrum und retour. 100 Autokilometer kosten zwischen 30 und 60 Euro nach ADAC-Tabelle (hin und zurück also 60 bzw. 100 Euro). Was die Fahrt Bergamo – Mailand und zurück kostet, weiß ich nicht.
Die Bahn verlangt für die komplette Strecke Frankfurt Zentrum bis Mailand Zentrum hin und zurück ganze 220 Euro, mit Bahncard sogar nur 161 Euro. Ob da noch ein paar Euros für Zuschläge dazukommen, kann getrost vernachlässigt werden. Die Nachtstrecke im Schlafwagen kostet hin und retour komplett 280 Euro, für Bahncard-Inhaber/innen 233 Euro. Fazit: Die Bahn schlägt das Flugzeug hinsichtlich Preis und Zeit, nachts sogar um einen ganzen Tag. Von Klimaschutz, Stress beim Check-in, Kofferholen, Anstehen, engen Sitzen ohne Beinfreiheit und so weiter ganz zu schweigen. THOMAS SCHALLER, Bundesvorsitzender
des Verkehrsclub Deutschland, Bonn
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