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Seifenopern platzen

■ Bremer Schul-Soap gewinnt Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung

Sind das gute oder schlechte Zeiten? Hübscher schwuler Rettungssanitäter überfährt Vater einer Schwangeren und verliebt sich dann Hals über Kopf in den Obdachlosen unter der Brücke. Eine Szene aus der selbstgedrehten Soap des Soziologie-Leistungskurses 11 des Horner Gymnasiums. Der Titel: „Gut oder was?“.

Die Jury der Bundeszentrale für politische Bildung fand sie sogar richtig gut und belohnte das Filprojekt im Rahmen des Schülerwettbewerbes mit einem Geldpreis von 1.000 Euro.

„Daily soap – fast wie im wirklichen Leben?“ lautete die Aufgabe. Und das Ergebnis? Es ist viel Wahres in der Seife. „Die Serien treffen das Lebensgefühl der Jugendlichen“, sagt die Lehrerin des Leistungskurses, Marianne Papke. Drei Monate lang ging sie mit ihren SchülerInnen TV-Soaps auf den Grund. Warum werden sie gesendet, wer sieht sie, wie sind sie gestrickt?

Dann drehten die Jugendlichen eine siebenminütige Parodie auf Deutschlands populärste Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Der Prototyp einer verantwortungslosen, desinteressierten und konsum und vor allem spaßorientierten Generation musste dargestellt werden. Am Ende hörte man die Oberfläche nur so kratzen: Girlies, die im Streit über die Köpfe von Demonstranten hinweg ihren rosa Lippenstift schmeißen und dann trotzdem Freundschaftsringe tauschen.

In dem Film bedienten die SchülerInnen jedes Klischee und brachen damit gleichzeitig mit den Stereotypen, die ihrer Generation nachgesagt werden. „Der Film hat gezeigt, dass die Jugendlichen ihre Medienmacher durchschauen“, erklärt Marianne Papke. „Sie sind gar nicht so dümmlich, wie sie immer dargestellt werden.“ Zwar würden sich die Zielgruppen oft mit den Protagonisten identifizieren, sie sich teilweise sogar zum Vorbild machen. Doch letztendlich behielten sie immer eine gewisse Distanz, meint die Lehrerin.

Die 1000 Euro-Prämie soll gesplittet werden. Ein Teil wird der Klasse selbst und der andere „einem guten Zweck“ zufließen.

Beatrice Kleinert

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