piwik no script img

Here come the Germans

Mit dem deutschsprachigen Vollprogramm „German TV“ kann man im Ausland „watch, what Germany is watching“

Seit gestern, 12.30 Uhr MEZ, seift der Marienhof auch US-Haushalte ein. Theoretisch. Theoretisch können die Deutschen, die es fernab von zuhause unbedingt wollen, seit gestern auch Beckmann, Bio, den Musikantenstadl und das Wort zum Sonntag genießen. Denn gestern drückten die Intendanten von ARD und ZDF, Pleitgen und Stolte, zusammen mit dem neuen „German TV“-Intendanten Erik Bettermann in Berlin den roten Startknopf.

Das ARD-ZDF-Deutsche-Welle-Projekt „German TV“ ist damit offiziell gestartet. Zuerst noch in Sieben-Stunden-Schleifen, ab 8. April dann im Vollprogramm will das neue „Auslandsfernsehen“ das „Beste aus ARD und ZDF“ im Ausland, angefangen mit der USA, präsentieren, später auch zum Beispiel „in Argentinien und Brasilien“, wie Kulturstaatsminister Nida-Rümelin träumt

Und da die über fünf Millionen Euro, die der Bund bis 2005 jährlich noch als „Anschubfinanzierung“ dazuschußt, nur ein kleines Startgeld sind, muss man erstmal bezahlen, um zu „Sehen, was Deutschland sieht“: 400 US-Dollar für einen „Satellitendirektempfang“, dann 15 Dollar monatlich für das Konglomerat aus all den schönen öffentlich-rechtlichen Sendungen. Das soll und muss aber nicht so bleiben, erklärt der Intendant: Je nach regionalen, wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten wollen die Anbieter ihr Programm frei empfangbar anbieten.

Es scheint noch einiges ungeklärt bei der neuen, deutschen Aushängeglotze. Um den Break- Even-Point zu erreichen, müsste German TV in sieben Jahren 70.000 Abonnenten überzeugen, was zwar nicht sehr viel klingt (immerhin schafft die kleine taz auch schon fast 50.000), aber erstens ziehen sich Deutsche im Ausland oft über ihre eigenen Satellitenschüssenl die deutschen Sender zu Gemüte, und zweitens umschwärmt auch Channel D seit September letzten Jahres die Fern-ZuschauerInnen. Und mit diesem Programm, an dem Harald Schmidt als Gesellschafter beteiligt ist, könnte eine Menge Bedarf bereits gedeckt sein. Natürlich richte sich German TV, so die Betreiber, an ganz andere Zielgruppen: Die eine (Channel D) will Tatorte, Maischberger und „Zoo und Co.“, die andere (German TV) will andere Tatorte, Berlin Mitte und Tierdokumentationen.

Über die Plattform „Global Cast“ soll auch die Frage nach den Rechten einigermaßen geklärt sein: ein Bundesligaspiel pro Woche könne man übertragen, plus einen einstündigen BuLi-Zusammenschnitt, das ganze sei nicht so teuer, wie man denke, rührte Bettermann ein wenig um den heißen Brei mit den teueren Kirch-Abkäufen herum. Auch die Bezahlung muss sich einpendeln: ob deutsche Gebührenzahler das Auslandsfernsehen mitfinanzieren, und ob EmigrantInnen doppelt zahlen müssten, steht noch aus. JZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen