: Schwarze Zahlen reichen nicht
Neuer Markt: Crash der erneuerbaren Energien? Viele Probleme sind hausgemacht
Solar- und Windfirmen leiden unter dem schlechten Börsenklima. Schlechte Unternehmensmeldungen waren der Grund für die Entwicklung, obwohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen ein erneutes Rekordjahr für die Branche gebracht haben. Die Aktienkurse begleiteten die guten Branchennachrichten zuletzt mit deutlichen Kursverlusten. Die Gründe sind börsenpsychologisch, zum Teil auch hausgemacht. Beispiel Windparkprojektierer: Acht Monate vor den Wahlen trüben die Befürchtungen über einen Regierungswechsel die Stimmung, eine neue Regierung könnte die Förderung für die Windenergie beenden.
Es gibt auch eine Reihe hausgemachter Gründe für die Kursabschläge: Bei der Umweltkontor AG bemängeln Investoren die Verflechtung der beiden Vorstände mit ihren Privatfirmen. Die Energiekontor AG steht in der Kritik, weil drei ihrer Windparks die in Aussicht gestellten Renditen nicht liefern konnten. Die Investoren haben zwar keinen rechtlichen Anspruch auf eine Entschädigung, aber Energiekontor ist auf Konsens mit seinem Windparkkäufern aus.
Die Projektierer leiden auch unter einem börsentypischen Phänomen: Schwarze Zahlen reichen nicht für gute Analystenkommentare. Wer sich zu weit mit seinen Prognosen aus dem Fenster gelehnt hatte, erhält schnell die (Kurs-)Quittung. Schwierigkeiten bei einer Windkraftanlage werden immer wieder auftreten und fallen doch auf die gesamte Branche zurück. Die Perspektiven international und im Offshorebereich bleiben gut.
Die Solarunternehmen bieten ein gemischtes Bild: Solarworld hat mit seiner Strategie Erfolg, denn nur wenige Unternehmen weltweit bauen ihre Produktion von Solarwafern so massiv aus. Künftig werden auch Solarzellen und -module in Sachsen produziert. Das Unternehmen genießt einen guten Ruf bei Analysten. Die SolarWorld-Gruppe dürfte 2001 einen Gewinn von etwa elf bis zwölf Millionen Euro vor Steuern erzielt haben.
Die S.A.G. Solarstrom AG betreibt Solaranlagen und kann nur mäßigen Erfolg aufweisen. Was als ökologisch sinnvoll erachtet wird, erscheint aus anderer Sicht unwirtschaftlich. Durch das Scheitern der Kapitalerhöhung fehlt nun der finanzielle Spielraum, um die Strategie neu zu überdenken. Der Zellenproduzent sunways trennt sich zum Ende des Monats von seinem Vertriebsvorstand. Trotz der Beteuerung, aus privaten Gründen auszuscheiden, werden die Versäumnisse im Verkauf der Photovoltaikzellen daran ihren Anteil haben. Waren die Prognosen zum Börsengang vor einem Jahr noch zu ambitioniert, so wurden sie Ende des Jahres über Bord geworfen. Die meisten Modulhersteller haben ihre Lager für dieses Jahr schon gefüllt und sunways seine Jahresproduktion noch nicht ganz verkauft.
Nach den Kursübertreibungen 2000 und 2001 sind wir in einer Phase der Konsolidierung der Wind- und Solaraktien. Überleben werden die profitablen Unternehmen mit einer nachhaltigen Strategie. ANDREW MURPHY
Der Autor ist Geschäftsführer von Murphy&Spitz Umwelt Consult, Bonn
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