: Offensive in Afghanistan
US-Truppen und mehr als tausend afghanische Kämpfer greifen mutmaßliche Verstecke der Taliban und Al-Qaida südlich von Kabul an. Luftwaffe setzt erstmals neue thermobarische Druckbombe ein
von ERIC CHAUVISTRÉ
Die USA haben am Wochenende die größte militärische Offensive gegen mutmaßliche Taliban- und Al-Qaida-Stellungen seit Beginn des Afghanistankrieges begonnen. Nach Angaben von Pentagon-Beamten waren daran neben US-Truppen auch etwa 1.500 afghanische Kämpfer beteiligt. Die Kämpfe nahe der Stadt Gades, 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul, sollten mehrere Tage dauern und würden von US-Kampfflugzeugen unterstützt.
Auch Verbände anderer Staaten sind nach Angaben des Pentagon an den Kämpfen beteiligt. Um welche Staaten es sich dabei genau handelt, wollte ein Sprecher des US-Verteidigungsministerium aber nicht preisgeben. Neben den USA haben unter anderem Australien, Deutschland, Großbritannien und Kanada Kampftruppen nach Afghanistan entsandt. Auf Seiten der US-Streitkräfte kamen bei den Kämpfen neben den Spezialeinheiten auch erstmals Soldaten der bei Kandahar stationierten regulären Bodentruppen der Army zum Einsatz.
Während der Kämpfe setzte das Pentagon mindestens zweimal so genannte thermobarische Bomben ein, die durch eine enorme Druckwelle auch noch im weiten Umkreis ihres Auftreffens jedes Überleben unmöglich macht. Erst im letzten Jahr war die Entwicklung dieser Waffe abgeschlossen worden. Auch das gesamte Spektrum der US-Luftflotte kam zum Einsatz: schwere Bomber vom Typ B-53 und B-1, F-15E-Kampflugzeuge und AC-130 „Gunships“ zur Unterstützung von Bodentruppen.
Offenbar stießen die US-Truppen und ihrer Verbündeten auf heftigen Widerstand der Taliban und Al-Qaida-Kämpfer. Die Angaben über die Anzahl gegnerischer Kämpfer schwanken zwischen 500 und 5.000. „Es ist eine ziemlich große Streitmacht“, sagte ein Regierungsbeamter in Washington. „Sie waren gut ausgerüstet und sie feuerten zurück.“ Das für den US-Einsatz zuständige Kommando in Florida teilte mit, es habe zwei Tote unter den afghanischen Kämpfern und einen unter den US-Soldaten gegeben.
Nach Angaben der New York Times stellen sich Hinweise afghanischer Warlords auf Verstecke der Taliban und der Al-Qaida häufig als falsch oder stark übertrieben heraus. Der Grund dafür sei ein Wettbewerb unter den Heerführern um die von den US-Streitkräften bezahlten Belohnungen für solche Informationen in Höhe von 200.000 Dollar. Auch würden US-Einheiten von Warlords dazu missbraucht, um lokale Rivalen auszuschalten.
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