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Obskure Geschäfte mit gutem Ruf

In Siebenbürgen unterstützt ein Geschäftsmann unter der Bezeichnung „Greenpeace Rumänien“ den Bau eines Dracula-Parks in einem Naturschutzgebiet. Die internationale Organisation zieht nun gegen den Missbrauch ihres Namens vor Gericht

von WILLIAM TOTOK

Das Ultimatum kam von Greenpeace Österreich aus Wien. Die Umweltschützer drohten mit juristischen Schritten, wenn der rumänische Geschäftsmann Dan Petre Popa seine Organisation weiter als „Greenpeace Rumänien“ bezeichnet. Der vor knapp einem Jahr gegründete Verband hat nach Aussagen von Greenpeace Österreich, das unter anderem auch für Umweltschutz in Rumänien zuständig ist, mit der internationalen Umweltorganisation nichts zu tun.

Popa selbst hatte im rumänischen Fernsehen erklärt, die Benutzung des Namens Greenpeace sei keineswegs illegal, weil man kurz vor der Aufnahme bei den Umweltschützern stehe. Bei Greenpeace sieht man das anders. Laut Matthias Schickhofer vom Büro Wien hat die Organisation bereits einen Rechtsanwalt beauftragt, die widerrechtliche Benutzung des Namens Greenpeace per Gerichtsbeschluss verbieten zu lassen.

Für Greenpeace geht es um den guten Ruf. Daher schickten die Umweltschützer auch einen Brief an den rumänischen Tourismusminister, Dan Matei Agathon. Darin fordern sie ihn auf, jegliche Berufung auf den Namen Greenpeace zu unterlassen. Denn der Minister hatte in einer Werbekampagne für den umstrittenen Dracula-Freizeitpark „Greenpeace Rumänien“ als Unterstützer des millionenschweren Projekts genannt. Eine Geschichte, mit der die echten Regenbogen-Krieger nichts zu tun haben wollen: „Dracula-Land“ soll in einem in Europa einmaligen Naturschutzgebiet in der Nähe der siebenbürgischen Stadt Schässburg/Sighișoara entstehen.

Das sieht „Greenpeace Rumänien“ nicht so eng. Seine Organisation habe ihren wirklichen Standpunkt zu dem Park auf einem Video dokumentiert, sagt der selbst ernannte Oberökologe Popa gegenüber der taz. Inhaltliche Angaben zu der Dokumentation wolle er aber nur schriftlich machen. Dann bot er die Kassette zum Kauf an, wollte den Erwerb aber an eine Bedingung knüpfen: Das Video sollte im Fernsehen gesendet werden.

Popa ist eine schillernde Persönlichkeit. In rumänischen Zeitungen stellt er sich als Opfer einer Intrige von Greenpeace Österreich hin. Angaben bezüglich der finanziellen Ressourcen seiner Organisation will er keine machen. Er sei nur bereit, die Bücher gegenüber Greenpeace International zu öffnen. Gerüchte in Rumänien bringen seine Organisation mit der rumänischen Ölindustrie in Verbindung. Das Bukarester Büro von „Greenpeace Rumänien“ befindet sich im selben Gebäude wie der Sitz des Erdöl verarbeitenden Betriebs Petrom.

Gegenüber der taz bestätigte Popa seine frühere journalistische Mitarbeit bei der rechtsextremen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Wochenschrift Atac la persoana (Persönliche Attacke). Diese forderte vor einigen Jahren die Internierung der Juden in Konzentrationslagern und veröffentlichte eine Liste rumänischer Amtsinhaber jüdischen Glaubens, mit dem Hinweis, diese würden Rumänien wirtschaftlich ruinieren.

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