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Frauenquote im Job

Nagelprobe für das Betriebsverfassungsgesetz: Bringt die Reform tatsächlich mehr Frauen in die Betriebsräte?

BERLIN taz ■ Wenn im Frühjahr in vielen Unternehmen Betriebsräte gewählt werden, könnten Frauen erstmals stärker vertreten sein. Dafür soll eine Quote im novellierten Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) sorgen.

Während der Anteil der Frauen an den Beschäftigten 43 Prozent beträgt, ist bislang nur jedes vierte Betriebsratsmitglied weiblich. „Das ist zu wenig“, sagte gestern Ursula Engelen-Kefer, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Sie begrüße daher die Reform der Mitbestimmung, die Frauen mehr Chancen zur Mitarbeit im Betriebsrat verschaffe.

Auch laut Statistik sind Frauen im Arbeitsleben noch lange nicht gleichberechtigt. In Industrie, Handel, Kredit- und Versicherungswirtschaft erreichen sie nur 79 Prozent des Männerverdienstes. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass eine Angleichung 86 Jahre dauern würde. Bei der beruflichen Entwicklung stießen Frauen zudem an so genannte gläserne Decken, so Engelen-Kefer.

Das neue Gesetz soll dem entgegenwirken. Das Geschlecht, das in der Minderheit ist, muss mit dem gleichen Anteil im Betriebsrat vertreten sein wie in der Belegschaft. Das käme zu 90 Prozent Frauen zugute. Teilzeitbeschäftigte – meist Frauen – erhalten einen Freizeitausgleich, wenn sie sich außerhalb ihrer Arbeitszeiten im Betriebsrat engagieren. Außerdem ist der Arbeitgeber verpflichtet, über Gleichstellung im Betrieb zu informieren.

Diese Neuerungen hätten sich bereits positiv ausgewirkt, so Engelen-Kefer. Dieses Jahr träten wesentlich mehr Kandidatinnen bei den Betriebsratswahlen an, und sie stünden auf den aussichtsreicheren Listenplätzen.

Dass sich noch mehr Frauen motivieren lassen, hofft Margit Wendt, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Deutschen Post AG. „Wir sind der größte Frauenarbeitgeber in Deutschland, aber im Vorstand ist keine einzige Frau.“ Mehr Betriebsrätinnen könnten die Aufmerksamkeit besser auf die tägliche Diskriminierung in der Arbeit lenken, so Wendt. „Wir müssen das in die Köpfe der Führungskräfte und Beschäftigten kriegen.“

Dafür gibt es seit Ende vergangenen Jahres ein Mentoring-Projekt beim DGB Baden-Württemberg. Erfahrende Mitarbeiter helfen Frauen, sich beruflich weiterzuentwickeln. „Viele Frauen berichten, sie bekämen dadurch mehr Mut und Selbstbewusstsein“, so Projektleiterin Uta Engelhardt-Schwarz. NICOLE JANZ

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