: Nicht ohne mein Notebook
Auf dem Rücken oder am Gepäckträger? Einblicke in die neue Vielfalt der Radbürotaschen: Die Palette reicht vom schnittigen „X-Press“ im Kurierstil bis zur noblen Lederaktentasche
von PAUL DA CHALET
Das Transportieren von Gegenständen auf dem Fahrrad – ein Menschenrecht? Könnte man denken, wenn man Ortliebs Katalog mit den Radkuriertaschen durchblättert: das Recht auf freie Meinungsäußerung neben dem Rollverschluss. Wenn dadurch die Menschenrechte den gleichen Kultstatus erlangten wie die Produkte aus Heilsbronn – warum nicht? Auf alle Fälle ist es dank Ortlieb derzeit schwer angesagt, die Utensilien für Büro oder Uni nicht mehr in einer am Gepäckträger angehängten, sondern in einer umgehängten Tasche zu befördern. Eben kurierähnlich. Ein zweiter Gurt sichert sie so, dass sie beim Fahren auf dem Rücken hängt. Ansonsten lässig über der Schulter.
Das Modell „X-Press“ mit Fassungsvermögen von 12 oder 18 Litern zählt zu den Kompaktausgaben. In jedem Falle ist es mit dem bei Ortlieb üblichen Rollverschluss ausgestattet und aus wasserdichtem Polyester plus Cordura-Nylon. Im Inneren sorgt eine Unterteilung für Ordnung. Die kleine „X-Press“ kostet 59,90 Euro, die große 75 Euro. Mit etwas mehr Chic, aber immer noch mit dem taffen Image des Kuriers kommt man mit „Sling-it“ daher. Kein Roll-, sondern Überwurfdeckel und sogar ein gepolstertes Innenfach fürs Notebook. Material und Tragesystem sind gleich. Für 79,90 Euro kriegt man die 16- Liter-Größe, für zehn Euro mehr 21 Liter.
Damit kein Missverständnis in die Welt gesetzt wird: Ortlieb schneidert nach wie vor auch Taschen, die direkt am Rad angeklickt werden. Auch noch seine „Office-Bag“, den Klassiker, der schräg am Gepäckträger zu befestigen ist (wegen der Hackenfreiheit). 13 Liter Volumen machen 89,90 Euro, 21 Liter 99,90 Euro. Inklusive Schultergurt, Tragegriff, edlem Design und glaubwürdigem Hinweis auf absolute Wasserdichtigkeit. Der Notebook-Einsatz geht zum Aufpreis von 25 Euro mit.
Überhaupt scheinen bei vielen Radtaschenherstellern besondere Behältnisse fürs Büro mittlerweile zur Grundausstattung zu gehören. Taschen, die getragen werden können, aber meistens auch an den Gepäckträger passen. Wie eh und je. Zu den empfehlenswerten Anbietern zählt sicherlich auch die Traditionsfirma Haberland, bekannt vor allem durch ihre Radreisetaschen. Auffällig: Ihre „Business-Line“ aus schwarzem Nylon wird nicht mit einrastenden Haken am Gepäckträgerrohr abgesetzt. Stattdessen wird eine Hartplastikplatte (Taschenrückseite) auf ein Gestänge geschoben, das dauerhaft am Gepäckträger zu befestigen ist. Heißt „Quick-Snap“ – eine simple, haltbare und schnell zu bedienende Mechanik. Haberlands Tasche hängt ebenfalls schräg am Rad, fasst 16 oder 24 Liter und offenbart ein reichhaltiges Innenleben. Das erfordert natürlich etliche Reißverschlüsse, sodass für den starken Regen vorsichtshalber eine Regenhülle beigelegt ist (komplett circa 65 Euro).
Muss man dem Geschäftspartner mal so richtig seriös kommen, hätte Haberland noch ganz was Feines: eine schwarze Lederaktenasche, Vollrind. Sie wird ebenfalls ans Rad gequick-snapt, allerdings gerade. Schräg wäre unpassend bei so einem vornehmen Ding (rund 153 Euro). Der Transport von Gegenständen auf dem Fahrrad mag zwar kein Menschenrecht sein, aber repräsentativ ist er allemal.
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