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Abschied von der Glocke-Chefin Ilona Schmiel

Brechend voll war der kleine Saal der Glocke am Freitagnachmittag, als Ilona Schmiel, Geschäftsführerin der Glocke, ihren Abschied nahm. Kaum ein VIP aus Bremens Kulturleben fehlte. Die kleine Feier spiegelte genau das wieder, was die Persönlichkeit der Schmiel auszeichnet: positive Präsenz und Denken und Arbeiten nach vorn. Für Beschimpfungen oder eine große Abrechnung war Schmiel nie zu haben und wir können nur ahnen, was hinter sich lässt – sinnlose Sitzungen und demütigende Verteidigungskämpfe in der Hanseatische Veranstaltungs-Gesellschaft (HVG), jenem Konzern des Wirtschaftsressorts, zu dem das Konzerthaus unsinnigerweise gehört. Überraschend hatte die äußerst erfolgreiche Geschäftsführerin nach vier Jahren erklärt, dass sie ihren Hut nehmen wolle. Hintergrund: Das mit 30 Millionen Mark ehrgeizig sanierte Haus soll auf das Vermietungsgeschäft reduziert werden. Die Herren der HVG, deren Tochterfirma die „Glocke“ ist, haben nicht begriffen oder nicht begreifen wollen, welches Potential in einer Person wie Ilona Schmiel steckt.

Die unterschiedlichen Menschen, die an diesem Tag zusammen kamen, stehen für die endlosen Kooperationen, mit denen Schmiel die alteingesessene Glocke zu einem Haus für alle gemacht hat, sogar zu einem Haus für Jugend und Kinder. Die Kulturinstitute, die bremischen Orchester, die Hochschule für Künste, die Initiativen völlig verschiedener Projekte: kaum etwas, für das Schmiel nicht ein Ohr gehabt hätte und sofort eine Idee, wie man etwas umsetzen kann. Götz Lembergs das ganze Haus besetzende „Klangtranstase“, Karsten Gundermanns „Pekingoper“, die Engagements von Cecilia Bartoli und vielen anderen, die Kinderprojekte sind Zeichen ihrer Überzeugung, dass ein Haus wie die Glocke ein spezifisches Profil haben muss, wie das in vergleichbaren Häusern in der Republik auch der Fall ist. 1,45 Millionen Mark hatte sie bisher dafür zur Verfügung, die Forderung nach mehr, was dafür da sein musste, um schwindende Miet-einnahmen auszugleichen, stieß auf taube Ohren.

„Machbarkeit darf keine Grenzen haben, alles ist möglich“, sagte sie leidenschaftlich und dankbar, gerichtet an das Bremer Publikum und ihre kleine „Mannschaft“, bei der verstohlene und offene Tränen kullerten. „Kein Projekt, für das sie uns nicht hoch motivieren konnte“, meinte Enno Samp vom Glocke-Team, „bei uns war die Krankheitsquote gleich Null.“ Uwe Färber, Staatsrat bei Wirtschaft und Aufsichtsratsvorsitzender der HVG war in seiner Rede voll höchsten Lobes und gab unfreiwillig eine Kostprobe davon, dass er von nichts irgendeine Ahnung hat: Der Besuch eines Konzertes von Bartoli – ein Diensttermin – habe ihn in für ihn unbekannte Welten entführt, gestand er.

Ute Schalz-Laurenze

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