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Fishing for compliments

■ Kriegsbeil begraben: Für anderthalb Jahre wollen die Bremerhavener glücklich werden mit Karin Röpke

Die Höhle des Löwen war Bremerhaven am Montagabend für die künftige Adolf-Nachfolgerin nicht gerade: Handzahm gerierten sich die Sozialdemokraten beim Vorstelltermin der designierten Arbeits- und Sozialsenatorin Karin Röpke auf der Delegiertenversammlung. „Ich dachte, die würden mir kritisch auf den Zahn fühlen“, sagte Röpke ganz erstaunt. Aber nichts da. Nicht einmal eine einzige Frage hatten die Genossen an die Bremerin, an deren Stelle sie doch so gern jemand aus Bremerhaven platziert hätten.

„Hier hat sich schon wieder viel vom Unmut der letzten Wochen gelegt“, hieß es. Hochzufrieden zeigte sich auch der bisherige stellvertretende Bremerhavener SPD-Vorsitzende Siegfried Breuer. „Die Stimmung für Frau Röpke war sehr positiv.“ Mit viel Applaus und noch mehr Umarmungen.

Dass der Empfang gelang, lag vor allem aber daran, dass die Genossen von der See kaum noch eine andere Wahl hatten. Und dass Breuer ihnen am Montagabend demonstrativ versprochen hatte, dass man sich die Nicht-Vertretung Bremerhavens im Senat nur noch bis zur nächsten Wahl in anderthalb Jahren gefallen lassen wolle. „Unsere Aufgabe ist es, bis dahin einen entsprechenden Kandidaten zu finden“, erklärte Breuer. Schließlich habe man hier keine Riesenauswahl. Und schließlich war bislang noch jeder seiner Vorschläge an Bürgermeister Henning Scherf gescheitert.

Karin Röpke jedenfalls bemühte sich entsprechend um die verprellten Genossen. „Ich war immer um Vermittlung zwischen beiden Städten bemüht“, sagte sie. Und: „Bremerhaven ist deswegen so wichtig, weil die Existenz des Landes sonst nicht denkbar wäre.“ Na, das ging runter wie Butter, dass man die Friedenspfeife auspacken konnte. „Karin, Du bist ja leider nicht aus Bremerhaven“, sagte Breuer einladend. Aber willkommen sei sie doch. Und zutrauen würde man ihr das Amt auch. Und dann fügt Breuer ganz langsam und zähneknirschend hinzu, dass das auch für die Landes-SPD „ja – positiv“ sei.

Breuer selbst hatten die Genossen inzwischen übrigens vom Stellvertreter zum neuen Unterbezirks-Vorstand befördert (mit 105 von 119 Stimmen). Deutlich weniger Akzeptanz fand dagegen der neue Stellvertreter und bisherige Juso-Vorsitzende Martin Günthner mit 88 Stimmen. pipe

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