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Einmal Furzen und fröhlich sein

■ Comedian Mirco Nontschew bestuhlt Modernes / Roland Baisch rettet den Abend

„Wer hat den Größten? Ich, ich, ich! Was gibt's am Freitag? Fisch, Fisch, Fisch!“, singt Mirco Nontschew zu Humta-Humta seit Wochen aus dem Radio. Er, laut Funkspot der „Godfather der Grimassen“, sollte Dienstag eigentlich im Pier 2 so richtig abräumen.

Der mit Vorliebe Furzgeräusche machende Spaßvogel wurde aber dann ins kleinere Modernes verfrachtet, weil die BremerInnen ihr Geld lieber für zwei Kubikmeter Toilettenpapier ausgeben als für eine Nonschew¡-Eintrittskarte.

Zur Einstimmung im Modernes gab es Al Jarraeu, wohl weil der auch so tolle Geräusche mit dem Mund machen kann wie Mirco. Nach zauberhaften musikalischen fünfzehn Minuten enterte dann ein zu Orgelpop zappelnder Typ im Hausmeisterkittel die Bühne und stand nach einem Kittel-Strip im Schottenrock da. Das Puplikum war begeistert. Jener Mensch erzählte dann einen nicht enden wollenden Witz mit der Pointe, dass Mann am Strand mit vollgeschissener Badehose keine Frau abkriegt. Witzig. Womit wir beim Thema diese bunten Abends wären.

Bei Nontschew vergehen in der Tat aber keine fünf Minuten, ohne dass der Witzbold in seinen Texten Scheiße erwähnt. Er fasst sich ständig an den Arsch und garniert seine Sätze gern mit Furzgeräuschen, dem sozusagen „braunen Faden“ des Programms. Die arme Sau. Dazu gab es jede Menge Musik einer gut eingespielten Band und – ob nun witzig oder nicht – Nontschew kann sich bewegen und singen kann er auch.

Leider hatte er nichts zu sagen. Das besorgte ihm der eigentliche Star des Abends: Roland Baisch. Der Mann war wirklich witzig. Während Nontschew häufig seine Bühnenklamotten wechselte, übernahm Baisch die Moderation mit eigenen Beiträgen. Ein Glücksfall. Baisch hat Nontschews Arsch gerettet. Die ganze bunte Show wäre sonst in Belanglosigkeit versunken. Als ziemlich tödlich erwies sich außerdem eine viel zu lange Pause im Programm. Irgendwie hätte man auch schon gehen können, und genau so schnell war denn auch der komplette Abend vergessen.

Carl-Heinz Otto Schäfer

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