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Der Gott des Chaos

■ Minimalistisches Dancefloorverständnis mit transparenten Harmonien: Sutekh auf FSK und bei „Slip & Mates“ im Molotow

Lange Zeit hasste Seth Horvitz eigenen Angaben zufolge jede Form elektronischer Tanzmusik. Seinen Gesinnungswechsel vor rund zehn Jahren brachte der Kalifornier – frei nach einem Motiv Peter Greenaways – lange mit einem nicht näher erläuterten „Violent Unknown Event“ in Verbindung. Jedenfalls folgte ein erwachendes Interesse an den HipHoppern seines Wohnviertels, der Kauf erster Computer, Keyboards und Plattenspieler. Eigentlich wollte sich Horvitz naheliegenderweise DJ Seth nennen, als er Mitte der 90er anfing, Platten aufzulegen. Er musste aber feststellen, dass es in der kalifornischen Bay Area einen solchen schon gab, und so muss-te ein anderer Name her: Sutekh, wie Seth eine Bezeichnung für den altägyptischen Gott des Chaos.

Sein musikalisches Treiben indes klingt bei allem kulturkritischen Überbau, mit dem Sutekh gelegentlich hantiert, gar nicht so apokalyptisch. Vielmehr tat sich Sutekh als ambitionierter Produzent geradlinieger bis verklausulierter Qualitäts-Elektronika hervor, gründete das Context-Label und veröffentlichte bei renommierten Häusern rund um den Globus. Er begreift sich als Eklektizist, der bei Bedarf aber auch streng genrespezifische Sets im Gepäck hat, „das kommt auf den Anlass an“. Wenn Sutekh heute Abend beim neuen „Slip & Mates“-Club im Molotow zu Gast ist, wird es eher um ein minimalistischeres Dancefloorverständnis mit geraden Bassdrums und transparenten Harmonien gehen. Quer durch den akustischen Gemüsegarten sampeln dürfte er sich dagegen für seine Radio-Session am Nachmittag: Frühere Sendungen überzeugten durch undogmatischen Umgang mit Genres zwischen Techno, Funk und Elektro – oder auch akademischer Avantgarde aus mehreren Jahrzehnten.

Alexander Diehl

heute, 17–19 Uhr, BTTB X-Session, FSK 93,0 MHz; 23 Uhr, Molotow

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