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„Alle hängen am gleichen Netz“

■ Im Internet stecken hervorragende Möglichkeiten für den ganz gewöhnlichen Unterricht – behauptet Otmar Foelsche aus Dartmouth/ USA

Eine „tolle Show“ verspricht Otmar Foelsche, wenn er am Montag abend über den Einsatz neuester Medien im Unterricht spricht. Der gebürtige Bremer arbeitet seit Jahren „an der Grenze des technischen Forschritts“ als Direktor der Abteilung Humanities Resources am Dartmouth College in New Hampshire. Sein Lieblingthema: die Vernetzung von Schulen und Universitäten. In Dartmouth entwickelt Foelsche Systeme, mit denen Sprachunterricht per Internet möglich und vor allem spannend werden soll.

taz: Was hat ein Schüler oder ein Lehrer davon, wenn die Schule Internet-Zugang hat?

Otmar Foelsche: Der Lehrer kann einen viel aufregenderen Unterricht machen. Stellen Sie sich vor: Eine Kunstlehrerin erzählt etwas und würde dann gerne ein bestimmtes Bild zeigen: Mit dem Fundus im Internet kann sie das. Oder nehmen Sie die Sachen, die wir am Dartmouth College gemacht haben: Ich war letztes Jahr in China und habe ungefähr 1.000 Digital-Bilder mitgebracht – ein Teil davon steht im Netz. Wenn er die chinesische Sprache lehrt und die komplizierten Zeichen vermittelt, dann kann der Lehrer – zack, zack, zack – eine ganze Serie von Bildern zeigen, in denen der Kontext deutlich wird.

Man kann sich doch auch Dia-Serien ausleihen.

Dazu gibt es keine, und wenn doch, würden sie viel Geld kosten. So aber hat jeder Lehrer, auch in den schwächsten Schulen, den gleichen Zugang wie die Harvard Uni. Alle hängen am gleichen Netz.

Die Pisa-Studie ist Ihnen sicher ein Begriff ...

... ja, ich hätte nie gedacht, dass die Amerikaner besser abschneiden.

Die Studie offenbart Defizite bei den sozialen Voraussetzungen zum Lernen. Und jetzt kommt ein Professor eines gut ausgestatteten College und hat eine technik-euphorische Vision.

All das ersetzt keinen Lehrer und keine Schule. Wir können aber gewisse Aspekte der Schule und der Universität erheblich verbessern, indem wir mit diesen Dingen geschickt arbeiten.

Wie erklären Sie sich, dass in Deutschland viele Lehrer eher technikfeindlich sind?

Man schämt sich, einzugestehen, dass nicht genügend Mittel dafür bereitgestellt werden. Wenn man genügend Geld hätte, gäbe es auch keine Technikfeindlichkeit.

Und doch beschwert sich eine Kunstlehrerin, dass es keine 6 Euro für ein neues Buch gibt, der Computerraum aber alle fünf Jahre neu ausgestattet wird ...

... und dann wird er nur zwei Stunden am Tag benutzt. Die Kunstlehrerin hätte sich fortbilden können, damit sie den Raum in den restlichen sechs Stunden nutzen kann. Ihre Schüler werden mit Begeisterung Kunst am Computer machen Grafik zum Beispiel oder Videoprojekte. Aber oft ist es wie mit den Sprachlabors vor 20 Jahren: Die wurden teuer gekauft und dann nicht eingesetzt, weil die Lehrer nicht dafür ausgebildet waren. Und abends durften sie von der Volkshochschule nicht benutzt weren, weil die Schulen Angst hatten, dass was kaputt geht. Wenn sie da ein Computerlabor hinstellen müssen Sie den Techniker in die Kosten miteinrechen und das Labor muss 24 Stunden laufen. Tag und Nacht. Dann ist es richtig ausgenutzt.

Was raten Sie den deutschen Schulen?

Die Lehrer müssen wissen, wie die Kinder mit den Materialien aus dem Internet spielen, wie sie damit Geschichten erzählen können. Das ist es, wo wir hinwollen. Ich erzähle überall, dass ich technisch wenig Ahnung habe, aber ich bin in den letzten 20 Jahren immer in der Lage gewesen, mir Studenten ranzuholen, die mehr konnten. Und wenn die sagen: So können wir Mathe besser machen, dann machen wir das mal ganz schnell.

Wie finanziert sich das? Ob Lehrer oder Professoren: Wer in Amerika nicht betteln kann, bleibt zurück. Ich hätte als Bremer Lehrer nicht die geringsten Bedenken, zur Sparkasse zu gehen – wenn ich wüsste, dass die da was begriffen haben. Wir sind auch nicht so empfindlich beim Sponsoring: Dartmouth College war jahrelang ein Apple-Campus, und dann kam Microsoft. Wer mehr zahlt, kriegt mehr. Die Computerausstattung wird aber in der Regel vom Staat reglementiert. Pro fünf Schüler muss ein Computer da sein.

Fragen: Elke Heyduck

Vortrag am Montag, 18. März, um 18.15 Uhr im Landesinstitut für Schule, Am Weidedamm 20. Otmar Foelsche ist Hauptredner des Fachtages „Schulen am Netz – und was jetzt“, den das Institut in diesem Jahr zum dritten Mal veranstaltet.

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