unterm strich
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Liegt es an der Internationalen Tourismus-Börse, die derzeit mal wieder die Messehallen in Berlin in Beschlag nimmt, oder ist es bloß ein Zufall? Die Agenturen liefern dieser Tage jedenfalls auffällig viele Kultur-Meldungen, die im Zusammenhang mit Tourismus stehen. So meldet die BBC, das am Freitag auf dem Flughafen in Liverpool eine Bronze-Statue enthüllt wurde, die den jungen John Lennon zeigt, mit seiner typischen Nickelbrille, die Haare nach hinten gekämmt, Hände in den Hosentaschen. Zur Einweihung des Denkmals kam Lennons Witwe Yoko Ono eigens aus New York angereist, und spendete warme Worte. John Lennons Konterfei ziert fortan auch das neue Logo des Flughafens, dessen neuer Werbe-Slogan „Above us only sky“ ebenfalls dem Ex-Beatle abgelauscht ist. Eine weitere künftige Sehenswürdigkeit ist offenbar schon in Arbeit: Yoko Ono hat das Haus in der Menlove Avenue 251, in dem John Lennon seine Kindheit mit seiner Tante Mimi verbracht hat, kürzlich gekauft und es der Stiftung des National Trust übertragen.

Eine Reise wert ist auch Budapest, Dort wurde am Freitag das neue Nationaltheater eröffnet. Im Vorfeld hatte es darum allerdings jahrelang Diskussionen gegeben: Begonnen mit dem Bau hatte Ungarns sozialistisch-liberale Koalition schon 1996, jedoch im Zentrum von Budapest. Die konservative Nachfolgeregierung Orban stellte nach ihrem Machtantritt 1998 dort sämtliche Arbeiten ein und ließ das Nationaltheater ohne vorherige öffentliche Ausschreibung am südlichen Stadtrand an der Donau errichten.

Zu viele Touristen zieht es dagegen ins berühmte „Goldene Gässchen“ in der Prager Burg. Seit dem Wochenende müssen Besucher dort deshalb erstmals ein Eintrittsgeld von 40 Kronen (1,20 Euro) für die Besichtigung der Straße berappen. Die Stadt Prag will auf diese Weise der überbordenden Touristenströme in der engen Sackgasse Herr werden. In den 16 kleinen Häusern des malerischen Gässchens hatten einst Burgschützen und Handwerker, sowie für kurze Zeit auch der Schriftsteller Franz Kafka gewohnt.

Weil ihr Kultur als weicher Standortfaktor schlechthin gilt, hat die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Monika Griefahn (SPD), sich gegen Einsparungen bei der Kultur in Berlin ausgesprochen. Der rot-rote Senat will hier satte 170 Millionen Euro einsparen. Nur wie ist noch unklar: Darüber wurde am Wochenende auf einer Spar-Klausur beraten. Griefhahn sagte dazu, „Kultur ist das Pfund, mit dem Berlin wuchern kann“ und erinnerte daran, dass über die Kultur viele Tourismus-Einnahmen erzielt würden. Ist ja klar.