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Der Krösus kommt aus Köln

Die bald beginnenden Eishockey-Play-offs versprechen Spannung durch Derbycharakter, der wirtschaftlich weiter labilen DEL aber droht eine Dezimierung durch Lizenzentzug

In der DEL geht wirtschaftlicher Erfolg mit sportlichem nicht zwangsläufig einher

MÜNCHEN/BERLIN dpa/taz ■ Nach sechzig Spieltagen geht es in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) endlich richtig los. Kommenden Freitag beginnen die Play-offs mit den besten acht Mannschaften der regulären Saison, und „jetzt kommt die Zeit, in der richtiges Eishockey gespielt wird“, hat auch Bill Stewart, Trainer der Mannheimer Adler, festgestellt. Der Titelverteidiger trifft im Viertelfinale, in einer Best-of-five-Serie, auf die Eisbären Berlin. Für Stewart eine „große Herausforderung“. Schließlich sind die Ostberliner unberechenbar, sammelten auswärts mehr Punkte als zu Hause und auch im Vorjahr benötigten die Adler gegen den krassen Außenseiter Berlin Capitals alle fünf Spiele, bevor sie in Fahrt kamen. Die restlichen Begegnungen zwischen Vorrunden-Meister München Barons und den Augsburger Panthern, den Krefeld Pinguinen und den Kölner Haien sowie den Nürnberg Ice Tigers und den Kassel Huskies könnten teilweise sogar Derby-Charakter entwickeln.

Beste in der Vorrunde waren die München Barons, die nun mit Heimvorteil bis in die Final-Serie in die Endrunde gehen. Das aber spricht nicht für die Münchner: In nur 9 von 21 Fällen seit Einführung der Play-offs in der Saison 1980/81 wurde der Vorrundensieger auch Meister. Gar eine „emotionale“ Auseinandersetzung erwartet Barons-Coach Sean Simpson im bayerischen Derby gegen den „Wunschgegner“ aus Augsburg. Die Panther seien der ideale Gegner, um den Standort München nach vorn zu bringen, hofft Manager Max Fedra. Der Vizemeister ist zwar sportlich erfolgreich, glänzt aber mit dem schlechtesten Besuch in der 16 Teams starken DEL, und ständig schwirren Gerüchte über einen Lizenzverkauf nach Hamburg durch die Landeshauptstadt. Mit dem bayerischen Derby hofft man, nun endlich mehr Fans ziehen zu können. „Das ist eine Traumpaarung“, meint auch Augsburgs Trainer Daniel Naud.

Solche Probleme kennt man in Köln nicht: Die Haie hatten in der Vorrunde mit 334.278 Besuchern zwar fast doppelt so viel Publikum wie alle anderen Klubs, gehen aber nur als Außenseiter in ihre Viertelfinal-Serie gegen die Krefelder Pinguine.

Dass die DEL eine Liga ist, in der wirtschaftlicher Erfolg nicht zwangsläufig mit dem sportlichen einhergehen muss, zeigen auch die Iserlohn Roosters. Im letzten Jahr noch Halbfinalist, zog man um in eine größere Halle auf dem hannoverschen Expo-Gelände, verdoppelte den Zuschauerschnitt auf mehr als 5.000 Fans pro Spiel und verpasste dann als Zehnter die Play-offs. Eine Situation, mit der die Berlin Capitals glücklich wären. Deren Zukunft bleibt weiter ungewiss. Nicht nur, dass momentan gerade das Insolvenzverfahren läuft und der Lizenzentzug droht: Ab kommenden Freitag müssen sie nun auch noch in einer Best-of-seven-Serie gegen die Schwenninger Wild Wings den einzigen Absteiger ausspielen. Das allerdings könnte sich erübrigen, wenn den Essener Moskitos die Lizenz entzogen wird. Auch hier schwebt momentan das Verfahren.

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