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„Die DDR wird immer schöner“

Ist die DDR schon ein abgeschlossenes Sammelgebiet? Und gab es nicht schon früher sehr aufschlussreiche DDR-Romane? Ein Gespräch mit Falko Hennig, Jürgen Kuttner und Bert Papenfuß über die Rückkehr der DDR in die Charts des Literaturbetriebes

„Es war quälend, immer über die DDR sprechen zu müssen, als sie noch existierte“

Interview DETLEF KUHLBRODT, SUSANNE MESSMER, STEFAN REINECKE

taz: Die neue Erzählung von Christa Wolf, die Autobiografie von Sascha Anderson, aber auch Ihr neuer Roman, Falko Hennig, erzählen einen subjektiven Ausschnitt aus der DDR. Der repräsentative Gesellschaftsroman ist wieder nicht dabei. Werden solche Romane noch kommen oder hat sich diese Frage erledigt?

Jürgen Kuttner: An dieser Fragestellung wird schon diese eigentümliche verschobene Wahrnehmung deutlich, dass man die DDR jetzt wie einen Jurassic Park bei Steven Spielberg noch mal zusammengefasst haben will. Warum fragt eigentlich keiner, wo der große BRD-Roman bleibt? Das ist doch 1989 auch zu Ende gegangen, oder?

Nicht ganz. Die BRD vor 1989 ist nicht so restlos untergegangen wie die DDR.

Jürgen Kuttner: Für mich ist da definitiv etwas zu Ende gegangen. Mit einem Steineschmeißer wie Außenminister Fischer ist eine ganze Weltordnung zu Ende gegangen, auch eine bestimmte Form der Bundesrepublik.

Bert Papenfuß: Was ist das eigentlich überhaupt für ein Quatsch mit diesem Roman? Warum sollen wir hier über den Roman sprechen? Wer soll diesen Quatsch lesen? Es gibt zum Beispiel tausende von Berlinromanen. Die sind alle uninteressant.

Jürgen Kuttner: Die Berlinromane sind für die Zugereisten.

Bert Papenfuß: Die werden nur geschrieben, weil die Verlage das wollen.

Falko Hennig: Aber verkaufen sich solche Berlinromane nicht auch besser?

Bert Papenfuß: Ach was, verkaufen, das ist doch völlig uninteressant. Ich will doch etwas ausdrücken. Aber heute gibt es diesen sinnlosen Anspruch, populäre Kultur zu produzieren.

Jürgen Kuttner: Ich sehe keinen Mangel an DDR-Literatur. Aber trotzdem gibt es ein Bedürfnis, das über das Marketingdenken der Verlage hinausgeht. Die Berlinromane werden für die geschrieben, die die Stadt in Besitz nehmen wollen. Diese Forderung stellen die Leute aus dem Westen auch an die DDR-Romane. Endlich soll einmal fasslich dieses eigentümliche Phänomen Osten erklärt werden. Diese Ostler sind abschreckend renitent, man kann die nicht begreifen.

Ist es also sinnlos geworden, über die DDR zu schreiben?

Bert Papenfuß: Nein. Aber man sollte nie die Erwartungen der Verlage erfüllen. Ich habe mal mit Bernd Lunkewitz vom Aufbau Verlag zusammengesessen. Und was wollte er haben? DDR-Aufarbeitung mit viel Sex. Was soll der Quatsch? Selbst die aufstrebenden jungen Karrieristen der Reformbühne Heim und Welt, selbst du, Falko, versperrst dich ja gerade dem.

Falko Hennig: Das stimmt nicht. Ich habe in meinem neuen Buch alles geschrieben, was in einen Erfolgsroman reingehört. Ich fände es erfreulich, wenn sich das Buch gut verkaufen würde.

Bert Papenfuß: Das ist doch Mist.

Jürgen Kuttner: Kunst muss aus der Not entstehen.

Nehmen wir mal ein paar Romane, die als große Gesellschaftsromane gelten. „Die Blechtrommel“ von Günter Grass oder „Die Brüder Karamasow“ von Fjodor Dostojewski.

Jürgen Kuttner: Also gut, fangen wir mal bei Thomas Brussig mit seinem „Helden wie wir“ an. Der ist genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen und wurde gut beworben, indem man ihn ernsthaft mit der „Blechtrommel“ verglichen hat. Da kann man sich doch nur an den Kopf fassen. Man nehme einen Stasi-Spitzel mit einem lustigen, schwer aussprechbaren Namen, lasse ihn einen Broiler ficken, schön folkloristisch, und schon hat man die DDR in drei Sätzen erklärt. Und, zack!, wird es ein Riesenerfolg. Na prima. Und das, wo es doch eigentlich gar keinen Mangel gab an guten DDR-Romanen. Nehmen wir Christoph Hein mit „Tangospieler“, der ist einfach weggerutscht, oder Annett Gröschner mit ihrem „Moskauer Eis“. Wenn man die DDR kapieren will, kann man diese Bücher lesen, da steht doch alles drin. Auch ohne Historienpanorama, das man heute einfach nicht mehr erwarten kann. Und auch nicht mehr erwarten will.

Bert Papenfuß: Mich hat die DDR in der Literatur nie interessiert. Heute interessiert sie mich relativ, zum Beispiel in Relation zur kommunistischen Idee in der Aufbauphase und dann, was in den Achtzigerjahren daraus geworden ist. Obwohl ich zugeben muss, dass ich einmal nach der Wende Stipendiat in Rheinsberg gewesen bin. Da haben sich dann gewisse nostalgische Erinnerungen in ein Poem ergossen. Ich verstehe also das Gefühl der Verklärung, wie man es oft bei dir findet, Falko.

Falko Hennig: Erinnerung ist oft schon Verklärung. Das lässt sich oft kaum vermeiden.

Hinter der Idee des großen Romans steckt die Idee der Repräsentation. Die Vorstellung, dass man Schlüsseltexte verfassen kann, die sich einfach alles vornehmen.

Jürgen Kuttner: Darum gibt es auch Sehnsucht im Westen nach einer Christa Wolf. Wenn sie als große Repräsentantin funktioniert, wird sie als „Staatsdichterin“ beschimpft, und wenn sie nicht so funktioniert, wird das auch beklagt.

Bert Papenfuß: Immer wurde ihr diese seltsame Sprachrohrfunktion zugeschoben, früher wie heute. Das ist ja genau das, warum Günter Grass heute so lächerlich wirkt. So gesehen hatte es Dostojewski also doch viel besser. Der musste diese langen, komplizierten Romane einfach nur schreiben, weil er das Geld brauchte. Schenken wir uns doch diese Diskussion über den Roman. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, Sascha Andersons Buch halte ich für einen echten Roman. Was der mir bringt, ist eine authentische Beschreibung der Kunstszenen in der DDR, Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre. Eine Zeit, in der sich der Osten und der Westen übrigens auch am meisten ähnelten. Worin Sascha Anderson allerdings bei seinem Buch sehr feige war: Er hat sehr wenig über die Leute geschrieben, die bei ihm vorkommen. Seine Beziehungen, die er zu Menschen hat, werden nicht klar.

In den Siebzigerjahren war Sascha Anderson im Westen sehr beliebt. Das war auf der Höhe seiner Zeit.

„Der Westen will sich einer Vergangenheit versichern, ohne sich auf sie einzulassen“

Bert Papenfuß: So wie für uns in den Siebzigern Peter Paul Zahl interessant war.

Falko Hennig: In der Zeit wurden im Osten auch die Beatniks gelesen. Von Bukowski ist ein Gedichtband von ihm rausgekommen, so ein Heftchen, das man am Kiosk kaufen konnte. Und die Westliteratur schwappte sowieso herüber. Eigentlich wurde dasselbe gelesen wie im Westen.

Herr Hennig, haben Sie in Ihrem neuen Buch eine abgeschlossene Vergangenheit beschrieben?

Falko Hennig: Vor allem habe ich dabei auf den amerikanischen Markt geschaut. Was man dort als Erstes zu Deutschland hört, ist die Autobahn, und es sind die Nazis. Deshalb handelt mein Buch von Autobahnen und Nazis. Ob das funktioniert, werde ich bei meiner Lesetournee erfahren. Demnächst leite ich in Tennessee ein Seminar.

Könnte Ihr Buch auch im Westen spielen?

Falko Hennig: Einerseits ja, andererseits nein. Im Westen hatte man Autos, die Weltspitze waren.

Aber in der von Ihnen beschriebenen Zeit gab es im Westen auch Lloyds, eine Mischung aus Wartburg und Trabi.

Falko Hennig: Trotzdem gab es keine Mangelwirtschaft. Austauschbar ist der Ort, an dem mein Roman spielt, also nicht. Trotzdem bin ich mir sicher, jemand könnte etwas Ähnliches über den Westen schreiben. Äußerlichkeiten zu beschreiben, das hat Vorzüge, weil man etwas anbietet, das überprüfbar ist. Andererseits ist es heikel, wenn man wenig Innenwelt beschreibt. Wo fängt es an, banal zu werden? Es reizt mich, in solchen Grenzbereichen zu arbeiten.

Jürgen Kuttner: Was ich an der Literatur der jetzt Dreißigjährigen interessant finde, so auf das Subjekt zurückgeworfen zu sein, immer nur eine Ahnung zu haben, dass es eine Vergangenheit gegeben haben muss. Florian Illies ist da so ein Musterbeispiel: Der will sein Leben beschreiben und kommt über den Wechsel der Fernsehserien nicht hinaus.

Falko Hennig: Aber auch in der DDR hat das Westfernsehen eine riesige Rolle gespielt. Manchmal ist Fernsehen wichtiger als alles andere. Dann muss man es doch auch beschreiben.

Bert Papenfuß: Fernsehen ist verheerend für Literatur. Das sollte man trennen.

Falko Hennig: Aber das lässt sich doch nicht trennen. Soll man die, die später schreiben sollen, ohne Fernsehen aufwachsen lassen?

Oft geht es ja in den Texten der Autoren der verschiedenen Lesebühnen eher um Kindheit als um die DDR.

Bert Papenfuß: Literarische Beschreibungen von Kindheit finde ich zum Kotzen. Interessant wird es auch in autobiografischen Büchern erst, wenn sich eine Person beginnt zu wehren.

Dann müsste Ihnen Sacha Andersons Buch missfallen. Die Hälfte seines Buchs besteht aus Kindheitserinnerungen.

Bert Papenfuß: Das stimmt. Dieser Versuch, um Verständnis zu betteln, ist uninteressant.

Ist aber nicht das Neue an Sascha Andersons Buch gerade dieser Versuch, eine individuelle Sichtweise zu gewinnen? Der Versuch, aus der Rolle des schwarzen Schafs und Paradebeispiels herauszukommen?

Bert Papenfuß: Ich habe das Buch nicht so gelesen.

„Erinnerung ist oft schon Verklärung, das lässt sich kaum vermeiden“

Falko Hennig: Sehr einleuchtend finde ich übrigens den Verdacht, dass sich die Person Sascha Anderson durch Radebeul erklären lässt, wo er aufgewachsen ist. Dass er eine ähnliche Karriere gemacht hat wie ein Hochstapler, den sich Karl May hätte ausdenken können.

Bert Papenfuß: Vielleicht ist er auch nicht lang genug in Radebeul geblieben.

Sascha Anderson weicht immer an den Stellen auf die deutsche Romantik aus, wo es eigentlich zur Sache gehen sollte.

Bert Papenfuß: Eigentlich ist dieser Romantizismus im Buch auch nicht schlecht, denn er ist echt. Sascha Anderson war wirklich so. Uns anderen kam das immer eher vor wie die Haltung unserer Väter, dieser Revolutionsromantizismus. Unsäglich.

Verblasst die DDR oder wird sie immer schöner?

Jürgen Kuttner: Bei meinen Videoabenden nehme ich nur Material, das mindestens zwanzig Jahre alt ist. Alles, was aktueller ist, ist uninteressanter, es ist leichter zu denunzieren.

Falko Hennig: Ich glaube, die DDR wird immer schöner. Dean Reed ist zum Beispiel einer, der mich in der DDR niemals interessiert hätte, trotz der abenteuerlichen Gerüchte, er sei von der Stasi umgebracht und mit dem Motorboot überfahren worden. Trotzdem konnte er einfach nicht singen, und seine Filme waren grauenhaft. Inzwischen aber finde ich ihn hochinteressant.

Jürgen Kuttner: Das ist auch eine Generationsfrage. Du warst 1989 gerade neunzehn. Der Moment, wo man sich für bestimmte Lebensentwürfe entscheiden muss, verbindet sich für dich doch gar nicht mit der DDR. Das war für uns anders.

Was mich heute an der DDR und auch an der Literatur über die DDR interessiert, ist ihre Funktion, dass sie für bestimmte Diskussionen immer wieder wie ein Fluchtpunkt benutzt wird. Immer wieder ärgert mich diese Konstruktion der DDR als Mythos. Und die Tendenz, unter dem Schutt der Mauer Teile der westdeutschen Vergangenheit zu beerdigen. Eine Zeit lang habe ich bei meinen Videoabenden einen Videoschnipsel gezeigt, wo in einem Werbeclip aus den Sechzigerjahren von der Stiftung Warentest dem Publikum erklärt wurde, wie man Sekt trinkt. Da wird gezeigt, wie man die Flasche öffnet, wie man das Glas hält usw. Das sieht aus wie ein DDR-Clip. Was man heute mit der DDR verbinden möchte und worüber man sich so freut – so war die Bundesrepublik selbst. Immer wieder hört man: „Na, das ist ja komisch, dass ihr in Autos aus Pappe gefahren seid!“ Alle Selbstverständlichkeiten, die man in den Achtzigerjahren im Westen genießen konnte, haben eine graue Vergangenheit, die nicht minder grau ist wie die der DDR. Wenn ich heute nach Frankfurt am Main fahre, finde ich eine Architektur, für die ich mich in Ostberlin andauernd rechtfertigen soll. Das finde ich interessant: dass da etwas unter der Oberfläche lauert, das man am besten mit dem Bild der DDR bannen kann, um nicht an sich selbst erinnert werden zu müssen.

In den Neunzigern sind ja auch viele aus dem Westen an die Stätten ihrer Kindheit im Osten zurückgekehrt und haben mit ihrer Kindheit in den Fünfzigern abgeschlossen.

Jürgen Kuttner: Ich meine jetzt nicht bloß diese Reisen in die deutschen Alleestraßen. Ich meine, dass man die eigenen Leichen noch einmal begraben konnte. Auch die Linke konnte sich von ihrer eigenen Radikalität verabschieden, ohne selbst betroffen zu sein. Man konnte die DDR als Schreckensregime abtun und die eigenen Fragestellungen und Konflikte dahinter verschwinden lassen. Peter Schneider freut sich heute über den Radikalenerlass und behauptet, der hätte ihn vor sich selbst geschützt. Da ist ja selbst Schröder cooler, der den Erlass auch aus heutiger Sicht blöd findet und sagt, seine erste Amtshandlung sei gewesen, ihn abzuschaffen. Dass Schröder mit seiner Vergangenheit eher im Reinen ist als die Agenten und Protagonisten des Revoluzzertums im Westen – das ist eine Verdruckstheit, ein widerliches, abstoßendes Renegatentum, in deren Argumentationsweise die DDR eben eine ganz besondere Rolle spielt.

Werden Sie die neue Erzählung von Christa Wolf lesen?

Falko Hennig: Ich bin kein Fan von Christa Wolf. Das ist eher was für meine Eltern.

Bert Papenfuß: Christa Wolf hat mir immer ihre Bücher gegeben, hat aber immer dazu gesagt, dass ich sie nicht lesen brauche. Ich habe mich weitestgehend daran gehalten. Karl Mickel hat mich mal auf eine Stelle in „Nachdenken über Chista T.“ aufmerksam gemacht, an der, wenn ich mich richtig erinnere, Christa T. über das Elend der Welt nachdenkt, dann wird ihr schwindelig, und sie stößt mit dem Kopf an den Kaminsims. Das fand Mickel witzig. Am Kamin über das Elend der Welt nachzudenken. Daraufhin habe ich das Buch gelesen und fand es sehr gut.

„Diese Ostler sind abschreckend renitent, man kann die nicht begreifen“

Christa Wolf ist es ernst mit der Vorstellung, das Gewissen der Nation zu sein. Das kann ich gut verstehen. Ich versuche, ähnlich zu funktionieren. Je mehr Verantwortung man übernimmt, desto freier wird man. Obwohl das Quatsch ist. Freiheit gibt es nicht. Höchstens ein Gefühl der Befreiung.

Könnte man besser über die DDR schreiben, wenn es sie noch gäbe?

Falko Hennig: Ich nicht. Es war sehr quälend, dass man, als sie noch existierte, immer wieder über sie sprechen musste. Obwohl man alles nur idiotisch fand. Aber jetzt ist es freiwillig, und es hat etwas Heiteres bekommen.

Jürgen Kuttner: Jetzt kann man sich eher einbilden, eine Draufsicht zu haben. Aber Literatur, die die DDR gut erklärt hat, gab es ja viel früher. „Der Lohndrücker“ von Heiner Müller oder den „Hinze-Kunze“-Roman von Volker Braun zum Beispiel. In gewisser Weise macht es auch die Qualität der Texte aus, dass sie verstrickter waren, aber auch nicht in dieser Verstricktheit aufgehen.

Also wird die DDR in der Literatur doch immer pauschaler?

Jürgen Kuttner: Das Grundproblem ist eher, warum eigentlich von mir verlangt wird, dass ich über die DDR spreche. Die das fordern, sind die unkundigen Reisenden, Leute, die ein Alibi suchen. Das macht heute ein repräsentatives Sprechen über die DDR so extrem schwer. Das wiederum hängt auch damit zusammen, dass der Osten keine Öffentlichkeit hat. Sieht man mal von der Superillu ab, dieser Simulation einer Öffentlichkeit. Die mediale Öffentlichkeit, in der ich mich bewege, wird von Westdeutschen gemacht. Alle Intendanten, alle Chefredakteure sind Westler.

Kann man sagen, dass sich das westdeutsche Sprechen über die DDR entschärft hat? Die Diskussion über die Stasi ist nicht mehr skandalfähig. Heute finden wieder alle Christa Wolf gut. Das wäre Anfang der Neunzigerjahre nicht denkbar gewesen.

Jürgen Kuttner: Der Punkt ist erreicht, an dem man versucht zu sortieren. Man will sich auf der symbolischen Ebene mit der DDR arrangieren. Es soll eine Selbstverständlichkeit hergestellt werden. Ob inzwischen auch ein Mensch mit SED-Vergangenheit Bundeskanzler werden könnte? Wahrscheinlich nicht. Wenn Schröder Intellektuelle an den Tisch bittet, lädt er die ein, die er aus den Siebzigerjahren kennt. Und wenn er einmal ein paar Jüngere einladen soll, nimmt er eher eine von den Frolleins oder einen von den Bübchen. Mit Christa Wolf kann man auch umgehen, man kommt mit ihr ins Benehmen. Jemanden wie Papenfuß oder Castorf findet man zu konfliktträchtig. Man will sich dieser Vergangenheit versichern, ohne sich darauf einlassen zu müssen. Das trifft den Zeitgeist.

Bert Papenfuß: Die DDR ist ein abgeschlossenes Sammelgebiet.

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