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Prolo-Flirtaholics

■ „Blumentopf“ rappen in den Schulschlaf

Ein Blumentopf. Steht entweder auf der Fensterbank oder beim Gärtner. Dienstag abend gab es Blumentopf auf der Bühne – im Modernes. Statt chlorophyllbesessenen Pflanzen sprießen dort saftige Reim-Blüten. Denn Blumentopf ist eine fünfköpfige Hip-Hop-Band, die es weit gebracht hat: Von der Isar an die Weser kamen die fünf Münchner, um die Bremer mit ihrem Sprechgesang zu beglücken.

Hip-Hop ist eine Welle, bei der sich so manch unausgereifte Band eine Delle eingefangen hat. Blumentopf ist da anders. Mit ihrem aktuellen dritten Album „Eins A“ schafften es die vier MCs Kung Schu, Holunder, Specht und Master P mit ihrem DJ Sepalot sogar in die Top 20 der deutschen Albumcharts. Das mag an ihren jazzig angehauchten Rhythmen, aber auch an ihren selbstironischen Texten über bekannte Alltagssituationen liegen.

Da gibt es beispielsweise den Song „Flirtaholics“, wo sie auf gewohnt witzige Art von proletenhaften Anmachversuchen à la „Ich hab nen Plattenvertrag“ singen – und damit beim weiblichen Geschlecht nicht unbedingt Erfolg haben. Oder aber sie nehmen die Hip-Hop-Szene aufs Korn, rappen über das oftmals hohle Zeug, das den Fans um die Ohren gehauen wird.

Berechtigte Kritik. Doch beim Höhepunkt ihrer Show, einer Freestyle-Session, zu der sich die vier Microphone Controller Verstärkung durch „Flowing Immo“, Rapper Joseph und Manuva holten, gab's dann auch von ihnen schon mal den ein oder anderen sinnlosen Vers über Dinge wie Erkältungen oder Bandscheibenvorfälle.

Spontanität hat eben ihren Preis. Dem Publikum gefiel es trotzdem. In den vorderen Reihen wurde gejumpt und die Hände wurden in die Höhe gehalten. Auf den hinteren Sitzplätzen wurde aber auch das ein oder andere Nickerchen gehalten – schließlich mussten wohl die meisten der mit Baseballmütze und Schlabberhose ausgerüsteten jungen Fans am nächsten Morgen wieder den weniger spritzigen Worteskapaden ihrer Lehrer ein Ohr schenken. wie

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