: Waffenruhe in Sicht
Acht Tote bei Selbstmordanschlag. Gespräche über Waffenruhe gehen dennoch weiter. Israel muss Opfer der ersten Intifada entschädigen
JERUSLEM dpa ■ Trotz eines neuen palästinensischen Selbstmordanschlags mit acht Toten in Nord-Israel setzen Israelis und Palästinenser ihre Bemühungen um eine Waffenruhe im Nahen Osten fort. Nur einen Tag nach dem Besuch von US-Vizepräsident Richard Cheney sprengte sich am frühen Morgen nahe der arabischen Stadt Umm al-Fahm ein 24-jähriger Palästinenser in einem israelischen Linienbus in die Luft und tötete dabei sieben Israelis. 28 Reisende wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Zu der Tat bekannte sich die extremistische Organisation Islamischer Dschihad. Unter den Getöteten waren vier Soldaten und mehrere israelische Araber.
Scharon und seine Minister berieten am Morgen über eine Reaktion auf das Attentat. Angesichts der diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung der Gewalt wurden dabei jedoch keine massiven Vergeltungsschläge beschlossen. US-Nahostvermittler Anthony Zinni sprach am Nachmittag bei Arafat vor. Er machte dabei offenbar massiven Druck auf den 72-Jährigen, weitere Anschläge zu verhindern. Palästinensische Sprecher nannten das Treffen in Ramallah anschließend „äußerst direkt“.
Scharon deutete nach dem Anschlag erneut an, dass Arafat nur dann zum arabischen Gipfeltreffen in Beirut Ende März reisen dürfe, wenn er die US-Forderungen erfüllt. Der palästinensische Parlamentspräsident Kurei gab Israel eine Mitschuld an dem jüngsten Anschlag, „weil es nichts für den Frieden tut“. Gleichzeitig drückte er jedoch die Hoffnung aus, dass sich beide Seiten noch am Mittwoch „auf einen gemeinsamen Plan“ zur Beendigung der Gewalt einigen.
Inzwischen hat ein bisher geheimer Bericht des israelischen Armee-Geheimdienstes die jüngsten Offensiven Israels in den Palästinensergebieten für die Eskalation des Konflikts mitverantwortlich gemacht. Die Operationen hätten unter den Palästinensern nur das Verlangen nach Vergeltung geweckt und nicht zur Beendigung der Anschläge in Israel geführt.
Unterdessen hat das höchste israelische Gericht die Regierung in Jerusalem zu Schadenersatzzahlungen an die Opfer israelischer Übergriffe während der ersten Intifada im Jahre 1988 verurteilt. Mit ihrem Grundsatzurteil gaben die Richter gestern den Anwälten der beiden palästinensischen Brüder Saud und Dschamal Beni-Uda Recht.
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