konzept für den 1. mai: Gescheiterte Revolution
Nicht mehr als die Revolution des revolutionären 1. Mai hat Peter Grottian versucht. Seine Idee für ein politisches und polizeifreies Straßenfest schien utopisch – ihr Scheitern logisch. Zu weit auseinander lagen die Konfliktparteien. Dennoch hat Grottian viel bewirkt. Letztes Jahr wurde die Revolutionäre-Mai-Demo noch verboten. Nun sind beide Seiten mit Riesenschritten aufeinander zugegangen. Doch dann sind sie leider doch auf ihrer jeweiligen Seite des Grabens stehen geblieben.
Kommentar von FELIX LEE
Den letzten Todestoß hat der Innensenator der Initiative versetzt, als er nach langem Zögern mitteilte: Ein polizeifreies Kreuzberg werde es nicht geben. Damit hat er für sich selber die Chance eines krawallarmen Ablaufs vertan.
Grottian, die Antifaschistische Aktion und der Rest des Bündnisses haben es vergessen, zunächst die linke Szene in Kreuzberg zu überzeugen, bevor sie mit Polizei und Innensenator verhandeln.
Das größte Versäumnis ist aber der linken Szene zuzuschreiben. Statt den breiten Spielraum eines polizeifreien Kreuzbergs auszuloten, haben einige Gruppen gleich Grottian zum neuen Staatsfeind Nr. 1 erkoren. Spätestens das Abfackeln seines Autos hat die Grenze einer politischen Auseinandersetzung eindeutig überschritten. Zwar kann man nicht die gesamte linke Szene in einen Topf werfen, aber auch diejenigen in Kreuzberg, die den Schreihälsen kritisch gegenüberstehen, haben dem Personenbündnis nicht die geringste Chance gegeben.
So bleibt alles wie gehabt – mit einem Unterschied: Nach dem 1. Mai kann niemand behaupten, es habe keine Alternativen gegeben. Nur haben mal wieder die herrschenden Verhältnisse gesiegt.
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