: Hajduk hin, Hajduk her
■ Bürgerschaftsabgeordnete will nun doch GAL-Chefin werden und in den Bundestag
Eine will nun doch noch: Die Bürgerschaftsabgeordnete Anja Hajduk erklärte gestern überraschend ihre Bereitschaft, für den Parteivorsitz der GAL zu kandideren. Zugleich kündigte die 38-Jährige ihr Interesse an Platz 1 der Landesliste für die Bundestagswahl an. In beiden Funktionen würde die Bürgerschaftsabgeordnete, so sie auf der Landesmitgliederversammlung der GAL am 7. April gewählt würde, Nachfolgerin von Kristin Heyne werden. Die Parteichefin und Bundestagsabgeordnete war am 30. Januar verstorben.
„Ich begrüße Anjas Kandidatur ausdrücklich“, kommentiert der stellvertretende Parteichef Jens Kerstan Hajduks Entschluss. Im bevorstehenden Wahlkampf sei es besser, einen „vollständigen Vorstand“ zu haben. Vor einer Woche hatte der Landesvorstand beschlossen, mit Kerstan als kommissarischem Vorsitzenden bis nach der Bundestagswahl zu arbeiten. Damit war die wochenlange Suche nach einer Parteichefin abgeblasen worden, nachdem es reichlich Absagen gehagelt hatte.
Mehrere prominente grüne Frauen, darunter die frühere Bürger-meisterin Krista Sager und Ex-Fraktionschefin Antje Möller, hatten abgewunken. Auch Hajduk selbst hatte bereits Ende Februar erklärt, für die Spitzenposition der Partei nicht zur Verfügung zu stehen. Ihren Sinneswandel begründet sie nun mit eben diesem „Hin und Her“ bei der Chefinnen-Suche, das sie selbst durch ihre Absage mit ausgelöst hatte. Ihre „beruflichen Bedenken“, die sie damals zur Begründung angeführt hatte, „habe ich nun an die Seite gestellt“. Die Kombination aus Bundestagsmandat und Parteivorsitz habe in dieser Situation „Vorrang“, so Hajduk.
Damit kommt es um den Spitzenplatz auf der Landesliste zu einer Kampfabstimmung zwischen Hajduk und Willfried Maier. Der ehemalige Stadtentwicklungssenator hatte bislang als einziger seine Kandidatur für Platz 1 angekündigt. Auf mehr als ein Mandat kann die GAL bei der Bundestagswahl nicht hoffen, als sicher gilt jedoch nicht mal dieses.
Partei-Vize Kerstan hatte erklärt, nicht für den Vorsitz kandidieren zu wollen. Damit war ausgeschlossen, dass ein Mann für den Chefposten antreten könnte. Auch gegen Maiers Ambitionen hatten etliche grüne Frauen opponiert. Ein kommissarischer Parteichef und ein männlicher Spitzenkandidat sei „ein Mann zuviel“. Sven-Michael Veit
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