piwik no script img

vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Zuhause als Ort des Terrors ist nicht erst seit René Pollesch zum Thema worden. Schon Henrik Ibsen wusste: Das Heim als solches ist eher unheimlich. Man nehme etwa die Familie Alving. Eben noch sahen sie aus wie eine ganz normale Familie. Dann brechen Wahnsinn und Zerstörung aus. „Gespenster“ heißt das Stück, in dem die Lebenden nur unwesentlich lebendiger als die Toten sind (Premiere heute im Maxim-Gorki-Theater, Regie: Kazuko Watanabe). Durch die feindlichen vier Wände führt auch die „Homestory“ von She She Pop (ab Donnerstag im Prater). Allerdings wird diesmal ein Therapieansatz versprochen: Terrorsteigerung bis zum Nervenzusammenbruch. Wie Pollesch lernten auch die Damen von She She Pop an der Uni Gießen, wie man Theaterwissenschaft auch anwenden kann. Mit Kleinigkeiten wie dem Zuhause hätte sich ein Albert Speer niemals abgegeben. Der strebte nach höheren Dingen wie dem Tausendjährigen Reich. Und daran, dass Speer nun schon länger als Objekt von Theaterfantasien sein Dasein fristet, statt als Hitlers Lieblingsarchitekt, kann man sehen, dass es doch so etwas wie Gerechtigkeit gibt. Am Hans-Otto-Theater in Potsdam inszeniert Alexander Lang ein Speer-Stück, das nach Gesprächen der Journalistin Gitta Sereny in Speers Spandauer Haft entstand (Premiere Samstag). Und wer genau hinsieht, wird möglicherweise Parallelen zwischen Herrn Speer und einem gewissen Herrmann Wurm entdecken. Dessen Aufstieg und Fall hat einst Werner Schwab in seinem Stück „Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos“ verarbeitet, das kommenden Dienstag in einer Inszenierung des Prager Kammertheaters als Gastspiel an der Volksbühne zu sehen ist. Den Wurm spielt übrigens Karel Roden, Robert de Niros Gegenspieler im Thriller „15 Minutes“.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Kunst

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen