: Äh, Frau Christiansen
■ Alma Hoppe wird schon acht: Kabarett-Geburtstag mit Opas und Enkeln
Wenn eine Frage nervt, dann ist es die nach der Zukunft des politischen Kabaretts. Opas Kino ist tot, haben die Filmemacher in den 60ern getönt und neues Kino gemacht. Opas Kabarett ist noch nicht völlig tot, es zuckt noch in Gestalt von Hans Scheibner oder Henning Venske, aber inzwischen sind längst die Enkelsöhne und (wenigen) -töchter am Werk. Bei Alma Hoppe, dem Kabarett-Theater an der Ludolfstraße, kommt es jedes Jahr zur Familienzusammenführung. Wenn das Lustspielhaus im März Geburtstag feiert, sitzen Opa und Enkel gemeinsam am Tisch, respektive auf der Bühne.
Acht Jahre alt wurde die Spielstätte von Nils Loenecker und Jan-Peter Petersen in diesem Monat, wie stets Anlass zu einem vierwöchigen Festival, einem Schaulaufen der aktuellen bundesdeutschen Kabarett-Elite. Und das sind eben nicht mehr Dieter Hildebrandt oder Hanns Dieter Hüsch, das sind Volker Pispers oder Andreas Giebel. Hildebrandt, Jonas und Hüsch, Richling und Scheibner – die mögen immer noch ein sozialdemokratisch geprägtes Publikum befriedigen, doch die Zeit ist über sie hinweggegangen.
Das heißt nicht, dass die anderen, ob sie Pachl, Kröhnert oder Jochimsen heißen, moderner sind, beliebiger, unpolitischer. Wenn Heinrich Pachl die Details des Kölner Müllklüngels auseinander klamüsert und Andreas Giebel von der schönen neuen Welt der Deutschen Bahn erzählt, dann ist das viel bitterer als die 15. Stoiber-Schelte. Wobei nichts gegen eine gute Stoiber-Parodie – „äh, äh, äh, Frau, äh, Christiansen“ – einzuwenden ist.
Der Kabarett-Begriff, den Loenecker und Petersen in ihrem Haus pflegen, lässt für Max Goldt genauso Platz wie für Franz-Josef Degenhardt. Von daher ist die Frage nach altem und neuem Kabarett, nach der krampfhaften Unterscheidung von Polit-Missionierung, Alltagsgeschichten und Comedy für Alma Hoppe weitgehend obsolet. Willkommene Gelegenheit, zum allerletzten Male das beliebte Satzfragment anzufügen: Und das ist auch gut so. Peter Ahrens
Kabarett-Festival noch bis zum 30. März. Heute Abend Rainer Kröhnert, morgen Heinrich Pachl, Freitag und Samstag Herrchens Frauchen, jeweils 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus
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