: Keine Eintagsfliegen
■ 1. Hamburger Stadtteilkulturpreis an „Pauli-Passion“ und „Hot Schrott“
„Wir möchten Menschen anhalten, aktiv zu werden und nicht nur als Konsumenten zu beobachten, was da oben auf der Bühne passiert“, betont Ralf Henningsmeyer, Vorsitzender des Landesverbandes Soziokultur. Und genau dies hätten die beiden Projekte, die den gestern erstmals verliehenen Hamburger Stadtteilkulturpreis bekamen, erfüllt: Das Theateprojekt Pauli-Passion und die Jugendband Hot Schrott wurden mit dem von einem Hamburger Unternehmen gestifteten Preis geehrt.
Ursprünglich war nur ein Preis von 5000 Euro vorgesehen. „Aber dann war die Jury von der Jugendband so überzeugt, dass der Stifter noch einen Förderpreis von 1000 Euro draufgelegt hat“, sagt Henningsmeyer. Er gehörte der fünfköpfigen Jury an, in der auch die Kulturbehörde, die Hamburgische Kulturstiftung und die Patriotische Gesellschaft vertreten waren.
Die beiden Projekte beweisen, dass man auch in Stadtteilen, die als ,soziale Brennpunkte' gelten, neue Perspektiven definieren kann: Die Pauli-Passion setzt sich mit Alltag und Historie der BewohnerInnen auseinander – „und zwar in einer Form, die für ein breites Publikum interessant ist“, so Henningsmeyer. Die Band Hot Schrott – seit zwei Jahren unter Leitung des Schlagzeugers Christian von Richthofen und eines Sozialpädagogen arbeitend – hat dreizehn 12- bis 16-jährigen vom Osdorfer Born eine sinnvolle Freizeitbeschäfigung verschafft: Aus Schrott haben sie ihre Instrumente gebaut, die sie professionell spielen. Und genau dieses Engagement wolle man fördern: Bewusst habe die Jury keine Institution prämiert, sondern Projekte, die als beispielhaft auch für andere Stadtteile gelten könnten. Dass es keine Eintagsfliegen sein sollten, war zusätzliche Bedingung.
Das sind sie auch nicht: Die 2001 uraufgeführte Pauli-Passion wird in diesem Jahr – leicht verändert – wieder gezeigt. Und dass die Hot Schrott-Jugendlichen weiter proben werden, steht außer Zweifel. Zweckgebunden sind die Preisgelder im Übrigen nicht – „aber da die Projekte stark unterfinanziert sind, können sie das Geld gut gebrauchen“, sagt Henningsmeyer. Er hofft, dass der Stadtteilkulturpreis zur stehenden Einrichtung wird. Nächstes Jahr jedenfalls, soviel steht fest, wird er wieder ausgelobt.
Petra Schellen
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