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Die Bankkrise schlägt durch

Im Jahr der Krise hatte die Bankgesellschaft auf fast allen Geschäftsfeldern Probleme. Auch im Privatkundengeschäft. Sie steht vor harten Sanierungsschritten. Filialschließungen wahrscheinlich

von RICHARD ROTHER

Die schwere Krise der Bankgesellschaft hat offenbar auch auf Geschäftsfelder durchgeschlagen, die bislang als profitabel galten. Das geht aus einer internen Mitteilung des Konzernvorstandes an die Beschäftigten hervor, die der taz vorliegt. Alle Geschäftsfelder und Marken seien in „einer schwierigen Ausgangslage“, heißt es. Mit dem Brandbrief will der Konzern die Mitarbeiter offenbar auf Kostensenkungen einschwören.

So habe das Geschäftsfeld Privatkunden/Vermögensanlagen im letzten Jahr einen Verlust von rund 50 Millionen Euro geschrieben, stellt der Vorstand fest. Das liege zum einen an unterdurchschnittlichen Marktanteilen im Wertpapiergeschäft und bei der privaten Baufinanzierung, zum anderen an zu hohen Kosten in Vertrieb und Abwicklung. Im Krisenjahr, so Stimmen aus der Bank, habe man sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Darunter habe die Arbeit mit den Kunden gelitten. Die seien zudem durch Negativschlagzeilen verunsichert, obwohl alle Einlagen gesichert seien.

Die Marken der Bankgesellschaft, Berliner Sparkasse, Berliner Bank und Allbank, verfügen in Berlin nach eigenen Angaben über einen Marktanteil von zusammen über 50 Prozent beim Massenkundengeschäft. Darauf will der Vorstand in Zukunft aufbauen; Voraussetzung sei jedoch die „bessere Ausschöpfung des vorhandenen Kundenbestandes mit ertragreicheren Produkten“. Kurz gesagt sollen normalen Girokontenkunden verstärkt andere Geschäfte, etwa Geldanlagen, angeboten werden.

Dennoch wird die hohe Dichte an Bankfilialen in Frage gestellt. „Während die meisten Wettbewerber ihr Filialnetz in starkem Umfang reduziert haben, ist die Zahl der Filialen im Konzern konstant geblieben.“ In der Bank selbst wird fest mit Schließungen gerechnet. „Wir brauchen nicht an jeder U-Bahn-Station eine Bank“, heißt es.

Der Verlust von 50 Millionen Euro bei den Privatkunden sei angesichts der Gesamtbilanz verschmerzbar, heißt es in Arbeitnehmerkreisen. „Das ist nur ein kleines Signal, in Zukunft noch effizienter zu arbeiten.“ Die Summe relativiere sich zudem, wenn Kostensenkungen beschlossen seien. Die Beschäftigtenvertreter haben sich verpflichtet, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, mit der bis 2005 Personalkosten in Höhe von 300 Millionen Euro eingespart werden. Bis Ende März soll das Vertragswerk unterschrieben sein, das Grundlage für die EU-Genehmigung für den Sanierungsplan bei der Bank ist. Weitere Grundlage ist die Abschirmung alter Immobilienrisiken durch den Senat, der das Abgeordnetenhaus am 9. April zustimmen soll. Dies könnte das Land in den kommenden 30 Jahren zwischen 3 und 10 Milliarden Euro kosten.

Schwierigkeiten hatte die Bankgesellschaft im vergangenen Jahr auch in weiteren Geschäftsbereichen. Das Geschäftsfeld Firmenkunden/öffentliche Hand sei nicht profitabel gewesen, betont der Vorstand. Zukünftig sollen Kreditzusagen strikter gehandhabt werden. Bei der Immobilienfinanzierung sei die Risikovorsorge dreimal so hoch wie bei anderen Banken. Künftig will man sich auf risikoarme Immobilien konzentrieren, die risikoreichen sollen abgestoßen werden. Das Kapitalmarktgeschäft sei zwar als Ganzes positiv, einzelne Bereiche aber nicht profitabel. Um die mehrheitlich landeseigenen Bank erfolgreich in die Zukunft zu führen, müsse jedes einzelne Geschäft optimiert werden, heißt es in dem Brandbrief: „Die Geduld ist – verständlicherweise – weitestgehend ausgeschöpft.“

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