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Maggies letzte Worte

Wegen Schlaganfall soll Thatcher keine Reden mehr halten. Stattdessen spricht ihr Buch

DUBLIN taz ■ Sie ist alt geworden, und nun ist sie auch noch zum Schweigen verurteilt. Margaret Thatcher, die ehemalige britische Premierministerin, darf nicht mehr öffentlich reden. Nicht ihre Partei hat ihr die Auftritte verboten, sondern ihr Arzt. Die 76-jährige hat in den vergangenen Monaten eine Reihe kleinerer Schlaganfälle erlitten, den bisher letzten am Dienstag voriger Woche.

Kurz zuvor hatte sie sich noch über Europa geäußert, einem nach ihrer Ansicht fremden Kontinent, der Großbritannien nichts als Unglück bringe. Zwar unterstützte sie als Premierministerin alle Einigungsschritte der EU, doch nun tritt sie für einen britischen Austritt aus der EU ein, wie sie in ihrem neuen Buch Statecraft schreibt. Europa sei der Hort allen Unglücks im 20. Jahrhundert, vom Nazismus bis zum Kommunismus. Großbritannien sollte der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta beitreten und Europa sich selbst überlassen.

Solche Gedanken sind selbst der neuen Tory-Partei fremd. Parteiführer Iain Duncan Smith versuchte am Wochenende auf einem Mini-Parteitag in Harrogate, die Konservativen als Retter der marginalisierten Bevölkerungsteile des Landes aufzubauen. Die Times bemerkte spöttisch, dass er sich einen texanischen Dialekt zulegen sollte, damit er US-Präsident George W. Bush noch ähnlicher klinge.

Am traurigsten über Thatchers ärztliches Redeverbot dürfte denn auch Premierminister Blair sein. Thatchers Reden waren in den letzten Jahren stets eine Freude für die Labour Party, während sich der jeweilige Tory-Führer – von John Major über William Hague bis hin zu Iain Duncan Smith – die Haare raufte. Nach ihrem Rücktritt 1990 hatte sie angekündigt, sie werde „die Chauffeurin auf dem Rücksitz“ sein, doch niemand ahnte, dass ihre Fahrt zwölf Jahre dauern würde. RALF SOTSCHECK

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