: Langsam, aber stetig
Jahresreport der Internationalen Energie Agentur: Japan hat im Jahr 2000 mehr Solarmodule hergestellt und installiert als jedes andere Land
Jedes Jahr veröffentlicht die Photovoltaik-Arbeitsgruppe der Internationalen Energie Agentur (IEA) ihre Statistik über die Entwicklung des Solarmarktes. Der Bericht erscheint regelmäßig zum Jahresende jeweils für das vorhergehende Kalenderjahr. Der 24-seitige Report „Trends in Photovoltaic Applications“ ist eine Fundgrube an Zahlenmaterial, noch dazu eine kostenlose. Erschienen ist er zum Jahresende 2001, enthält also die Daten für das Jahr 2000. Erfasst wurden die Angaben aus 20 der 26 IEA-Länder, womit rund 80 bis 90 Prozent des weltweiten Solarmarktes berücksichtigt sind. An größeren Märkten fehlen lediglich Indien und China.
Die inzwischen sechste Ausgabe der IEA-Studie zeigt, dass bis zum Jahresende 2000 in den 20 aufgeführten Ländern mit einer Gesamtleistung von 712 Megawatt Solarstromanlagen installiert waren; knapp 200 Megawatt kamen allein im Berichtsjahr neu hinzu. Zudem hat sich das Wachstum der Branche weiter beschleunigt: zwischen 1992 und 1998 von 20 auf 28 Prozent, 1998 und 1999 waren es 31 und im Jahr 2000 sogar 37 Prozent.
Die drei größten Märkte sind Japan, die USA und – seit Mitte der 90er Jahre – auch Deutschland, wobei der Marktanteil hier bis zum Start des Erneuerbare-Energien-Gesetzes stagnierte. Japan installierte im Jahr 2000 rund 109 Megawatt, Deutschland hat mit 44 Megawatt im Vergleich zu 1999 (15,6 Megawatt) seinen Zuwachs fast verdreifacht. Somit wurden über die Hälfte der in 2000 produzierten Solarmodule in nur zwei Ländern installiert. Die USA installierten dagegen nur 21 Megawatt. Die Differenz der installierten Gesamtleistung zwischen Deutschland und Amerika verringerte sich dadurch von 48 auf 25 Megawatt.
Die Modulproduktion der 20 Länder lag im Jahr 2000 bei 238 Megawatt. Nach Schätzungen der IEA entspricht diese Zahl etwa 85 bis 90 Prozent der weltweiten Produktion. Insgesamt schöpften die Hersteller lediglich 62 Prozent ihrer Kapazitäten von 382 Megawatt aus. Die Zellproduktion betrug in den von der IEA erfassten Ländern 243 Megawatt. Nach einer Studie der Fachzeitschrift Photon International (Ausgabe 3/2001) wurden im Jahr 2000 weltweit Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt hergestellt. Die IEA deckt also auch mit dieser Zahl für die Produktion von Solarzellen 85 Prozent ab.
Mehr als die Hälfte der in der Studie erfassten Modulproduktion kam aus Japan. Damit ist Japan trotz des eigenen großen Marktes ein Exportland für Solarmodule, Deutschland dagegen ein Importland. Der Anteil der USA als zweitgrößter Produzent lag bei 24 Prozent, außerdem stammen sogar 31 Prozent aller weltweit gefertigten Solarzellen aus den Vereinigten Staaten. Japan wird laut IEA seine führende Rolle behalten. Für 2001 rechnet die Energieagentur hier mit einer Produktionskapazität von mehr als 200 Megawatt.
Bis 1998 wurden in den beteiligten Ländern vor allem Inselsysteme installiert. 1992 betrug der Anteil an netzgekoppelten Anlagen nur 29 Prozent, bis Ende 2000 stieg er jedoch auf 61 Prozent an. Die IEA führt dies auf die Förderprogramme in Japan, Deutschland, den USA und den Niederlanden zurück. In Mexiko, Norwegen, Finnland, Kanada, Schweden, Israel, Frankreich und Korea lag der Anteil an netzgekoppelten Anlagen Jahr 2000 noch unter 10 Prozent.
Auch bei den Fördermitteln hat Japan klar die Nase vorn. Umgerechnet knapp 282 Millionen Euro und damit fast die Hälfte aller in den 20 Ländern gewährten Zuschüsse wurden dort ausgezahlt. In den USA wurde Solarstrom mit 134 Millionen Euro gefördert; in Deutschland waren es 69,5 Millionen Euro. Insgesamt stiegen die für Photovoltaikanlagen gezahlten öffentlichen Mittel im Jahr 2000 um 26 Prozent.
Die Autoren der Marktanalyse wollen Photovoltaikunternehmen und Energieversorgern helfen, Geschäftsstrategien zu entwickeln. Außerdem soll der Bericht Regierungsmitglieder bei der Energiepolitik unterstützen. Die Leser erhalten nicht nur Informationen über die installierte Leistung, sondern auch über außergewöhnliche neu installierte Anlagen, Förderprogramme und Produktionszahlen. Derartige Daten sind für viele Länder kaum zu erhalten oder müssen von Consultingfirmen teuer eingekauft werden. Ein kleines Manko gibt es allerdings bei den Zahlen zur installierten Leistung: Anlagen unter 40 Watt bleiben unberücksichtigt. IRIS KRAMPITZ
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