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Ölhahn bleibt offen

Irak und Iran drohen mit Embargo. Die Opec will davon nichts wissen

BERLIN taz ■ Der Ölpreis steigt angesichts der Krise im Nahen Osten – und schon taucht die Drohung wieder auf, die westliche Welt mit einer Drosselung des Öls zur Unterstützung der Palästinenser zu zwingen. Am Ostermontag sprach sich die Führung der irakischen Baath-Partei dafür aus, das arabische Öl als „Waffe“ einzusetzen. Eine andere Möglichkeit, den palästinensischen Brüdern zu helfen, gebe es nicht.

Gestern legte der Nachbarstaat Iran nach und bezeichnete es als „sehr effektiv“, den Ölpreis als Druckmittel im Nahostkonflikt einzusetzen.Darüber müssten jedoch alle islamischen Staaten gemeinsam entscheiden, sagte der iranische Außenminister Kamal Charrasi im malaysischen Kuala Lumpur. Die beiden ehemaligen Feinde Iran und Irak wurden von US-Präsident George Bush jüngst zusammen mit Nordkorea zur „Achse des Bösen“ erklärt und können so unverblümter als andere Länder starke Worte wählen.

Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen des eskalierenden Kampfes zwischen Israel und den Palästinensern tatsächlich gestiegen, vor Ostern sogar kurzzeitig über 27 Dollar das Barrel. Das entspricht exakt dem Niveau vor den Anschlägen vom 11. September. Die Ölhändler sind etwas nervös, weil in einem wenige hundert Kilometer großen Radius um Israel etwa zwei Drittel der Welt-Erdölreserven liegen. Allerdings war das Barrel nach dem 11. September angesichts einer weltweiten Wirtschaftsflaute billig wie lange nicht. Die Organisation der Erdöl exportierenden Staaten (Opec) beschloss deshalb eine Drosselung der Förderung, der sich auch Nicht-Opec-Mitglieder wie Russland anschlosssen.

Aus den jüngsten Statements der Opec lässt sich keine Drohung gegenüber dem Westen herauslesen. Gestern hieß es in ihrem Hauptsitz in Wien, man sehe die steigenden Weltmarktpreise mit Befriedigung und werde die Produktion nicht wieder ausdehnen. Von einer Drosselung war aber keine Rede.

Das Prinzip der „Ölwaffe“ kam erstmals 1973 auf. Damals besetzte Israel im Jom-Kippur-Krieg arabische Gebiete. Die Golfstaaten beschlossen eine drastische Drosselung der Förderung, die USA und weitere Industriestaaten wurden bis zum Frühjahr 1974 mit einem Lieferembargo belegt. REINER METZGER

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