: Hier lässt man mal ordentlich die Puppe tanzen
Frei nach Cervantes: Im OstEndTheater schaut man auf den gar nicht stillen Don
Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er die Frau gewinnt. Don Drago Quichotte will Dulcinella gewinnen. Dafür erfindet er alles, was die Vergangenheit so an Männlichkeitsklischees zu bieten hat: zu besiegende Ritter, zu errettende Burgfräulein, riesige Wale und wahrscheinlich sogar die Angebetete selbst. Er tut, was wir an Männern lieben: aufschneiden, paradiesische Inseln und das Blaue vom Himmel versprechen. Die gesamte Kunst soll ja angeblich entstanden sein aus Versuchen von Männern, Frauen zu beeindrucken. Evolutionär bedingt, sozusagen. Nur eines kann Drago nicht: der Realität Genüge tun. Zum Beispiel einen Mast aufstellen und das Segel setzen, um tatsächlich zu fliehen. Und den Mast aufstellen muss ein Mann schon können, da sind Frauen und Evolution gnadenlos. Für so ein Stück braucht man kein Schauspielerheer noch opulente Kulissen. Nur einen Mann und eine hölzerne Puppe, die seinen Knappen Gino gibt. Einen Text frei nach Cervantes, der die Handlung von der Steppe aufs Meer verlegt. Einen Schlagzeuger und ein Saxofon. Schon haben wir das Psychogramm eines Schizophrenen. Und ganz nebenbei einen Diskurs um Wirklichkeit und Fiktion, um Wahrheit und Spiel. Bei dem sich herausstellt, dass der Schauspieler der wahre Don ist: Er erschafft als Diener seiner Rolle Welten und macht alles möglich. Sogar Drago Quichotte zu seiner Dulcinella zu bringen. JL
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