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Auf Erholung in Gelsenkirchen

■ Der HSV zeigt bei Schalke 04 keine Bemühungen sich aus dem Mittelmaß zu erheben und ist trotzdem zufrieden mit dem gefälligen Auftritt gegen den Schalker Wundersturm

Werner Hackmann hat viel um die Ohren in den letzten Tagen. Als Chef der DFL ist er einer der Köpfe, die Lösungen finden müssen, für das Finanzdesaster, das die Kirch-Krise im Profifußball zu verursachen droht. Angesichts solcher Verantwortung wirkte er ziemlich gut erholt und aufgeräumt nach der 0:2-Niederlage seines HSV bei Schalke 04. Fußballspiele sind wohl in der gegenwärtigen Saisonphase so etwas wie Erholung für den Funktionär. „Heute war ich, was das Spiel angeht, sehr gelassen, denn allzu viel ist ja nicht mehr drin für uns“, meinte Hackmann und beantwortete brav alle Fragen zu dem für den heutigen Montag erwarteten Insolvenzantrag der Kirch-Gruppe.

Vielleicht war er auch so ausgeglichen, weil der HSV trotz der Niederlage ein recht gutes Spiel in der Arena Auf Schalke abgeliefert hatte. In diesem Jahr haben hier ausnahmslos alle Gastmannschaften verloren, doch „nicht viele Teams haben hier so gut mitgespielt wie wir“, analysierte Kurt Jara die 90 Minuten. Und in der Tat machte nur ein Faktor den Unterschied zwischen dem Spitzenteam aus dem Ruhrpott und der Durchschnittsmannschaft des HSV: der Schalker Wundersturm.

Nach sechs Wochen Verletzungspause war Emile Mpenza wieder dabei, und in den ersten zehn Minuten war er gleich an drei torreifen Szenen beteiligt. Die letzte nutzte er zum 1:0, und wie so oft in den vergangenen beiden Jahren teilte er sich die Torausbeute brüderlich mit dem Kollegen Ebbe Sand. Dem sprang nach 39 Minuten ein Querschläger von Milan Fukal vor die Füße, den er geschickt unter die Latte spitzelte. „Die schlagen einfach zu, das war heute im Prinzip der Unterschied“, sah Kurt Jara das Erfolgsgeheimnis der Schalker in den individuellen Qualitäten der Stürmer.

Denn zwischen den beiden Toren war eigentlich der HSV die bessere Mannschaft, doch der ständige Unruheherd Bernardo Romeo und der Mittelfeldspieler Sergej Barbarez vergaben auch die besten der zahlreichen Chancen. „Einen Aufwärtstrend im spielerischen Bereich“ sah Kurt Jara, der sich jedoch mit zunehmender Spieldauer verflüchtigte.

Die Schalker konnten die zweite Halbzeit daher im Schongang absolvieren und gönnten dem Publikum einen ersten Vorgeschmack auf jene für das Saisonende typischen Spiele, in denen es um nichts mehr geht: gepflegte Rückpässe und Kräftesparen für größere He-rausforderungen. Für die Hamburger dürften das die Heimspiele gegen Leverkusen und Dortmund sein, in denen sie, wenn sie gewinnen, die Schalker wieder ins Titelrennen bringen würden. Genug Ehrgeiz für die letzten Spiele ist jedenfalls vorhanden, denn „jetzt, wo es nicht mehr läuft bei Kirch, müssen wir unsere Prämien noch einspielen, solange sie gezahlt werden können“, witzelte Eric Meijer und warf einen skeptischen Blick hinüber zu Werner Hackmann, der immer noch dabei war zu versichern, dass keine Steuergelder für Profigehälter verwendet werden und dass die Fußballbundesliga ein hervorragendes Produkt ist. Nur was denn eigentlich falsch gemacht wurde auf der Seite der Fußballvereine, konnte er nicht beantworten. Daniel Theweleit

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