: Iran soll ausliefern
Nach der Verhaftung des Exmilitärchefs der PKK in Iran, Cemil Bayik, ersucht Ankara Teheran um eine Auslieferung
ISTANBUL taz ■ Der ehemalige Militärchef und Mitbegründer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Cemil Bayik, soll von Iran an die Türkei ausgeliefert werden. Nachdem in der vergangenen Woche mehrere Tage lang das Gerücht über die Festnahme Cemil Bayiks in der grenznahen iranischen Stadt Urumiye durch die türkischen Medien ging, hat Ankara jetzt bestätigt, die iranische Regierung offiziell um die Auslieferung des zweiten Mannes der PKK ersucht zu haben.
Der iranische Botschafter in Ankara, Mohammed Hüseyin Lavasuni bestritt allerdings am Samstag, dass Bayik im Iran verhaftet worden sei. „Wir wissen nicht wo der Mann sich aufhält“. Nach türkischen Pressemeldungen hält Cemil Bayik sich im iranischen Urmiya auf, wo er in einem Krankenhaus wegen eines schweren Nierenleidens behandelt wird.
Bayik, der seit der Verhaftung Abdullah Öcalans mit Apos Bruder Osman Öcalan um die Führung innerhalb der PKK konkurriert, soll außerdem hohe Dollarbeträge von Syrien nach Iran transferiert haben. Während türkische Geheimdienstquellen behaupten, Osman Öcalan habe den türkischen Behörden selbst über den Aufenthalt Bayiks im Iran Informationen zukommen lassen, um sich so seines Konkurrenten zu entledigen, wird von der PKK selbst jedes Zerwürfnis innerhalb der Gruppe dementiert. Das alles seien gezielte Störmanöver, um den Prozess der Neupositionierung der Partei zu erschweren. Laut Osman Öcalan hält die Diskussion um einen neuen Namen noch an und die Vorbereitungen zu einer Neugründung der Partei seien noch nicht abgeschlossen.
Die Türkei und der Iran hatten erst kürzlich in einem Abkommen beschlossen, gemeinsam gegen „terroristische Organisationen“ vorzugehen, Das heißt im Klartext, PKK-Leute im Iran gegen iranische Mudschaheddin, die in der Türkei geflüchtet sind und dort halblegal leben, auszutauschen. Das Auslieferungsverfahren gegen Bayik ist nun der erste große Test für die neue, vereinbarte Zusammenarbeit und die Qualität der beiderseitigen Beziehungen. JÜRGEN GOTTSCHLICH
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