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Betr.: Resteverwertung, taz hamburg, 9.4.2002

Hühneraugen

Politiker sollten mehr darüber nachdenken, warum so wenig Schüler eine Ausbildung durchhalten. Es gibt immer mehr Teilfamilien mit immer mehr Armut und immer mehr zwischenmenschlichen Problemen, für die kaum Hilfsangebote vorliegen.

Jetzt werden diese sogar noch wegrationalisiert. Wenn ein arbeitsloser junger Mensch sich arbeitslos meldet und das Angebot für eine vom Arbeitsamt geförderte Maßnahme annimmt, um möglichst schnell unabhängig von öffentlichen Geldern zu werden, wird er sein blaues Wunder erleben: Er bekommt eine Berufsausbildungsbeihilfe von rd. 550 Euro.

Das ist gut! Schlecht ist, daß es zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist, weil es nun keine ergänzende Hilfe zum Lebensunterhalt mehr gibt und ebenfalls kein Wohngeld mehr. Sollte der junge Mensch sich sagen, er könne sich etwas dazu verdienen, so hat er auch die Rechnung ohne den Wirt gemacht, weil diese Einkünfte auf die Beihilfe angerechnet werden.

Die “richtige Lebenshilfe“ kommt dann: Wenn er sich von der Maßnahme abmeldet und sich wieder arbeitssuchend anbietet, dann bekommt er wieder den vollen Regelsatz Sozialhilfe & hat Schulden aus Geldmangel.

Wenn ich mir Ihre “schwarze Liste“ anschaue, so stelle ich fest, daß beim Sparen im soz. Bereich beim Bürgerblock ausgeprägter “schwarzer Humor“ zu finden ist.

Vielleicht sollte sich die Handwerks- bzw. Handelskammer mal einen Kopf machen, wie man Politiker zum Nachdenken und Handeln bekommt. Schnell reagieren können Politiker wohl nur, wenn es darum geht, Fußballern die Hühneraugen zu vergolden. Barbara Uduwerella

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