AM FRIEDENSWILLEN DER TAMILISCHEN REBELLEN DARF GEZWEIFELT WERDEN
: Die Todesangst eines Killers

Einen Tag dauerte die Fahrt zur Pressekonferenz, es folgte eine Übernachtung in den Büros der „Befreiungstiger“, dann eine zehnstündige Leibesvisitation. War der Hürdenlauf ein Signal für einen historischen Auftritt des Chefs der Tamil Tigers, Vellupillai Prabhakaran? Würde er einen Meilenstein setzen, der den Bürgerkrieg in Sri Lanka endlich beendet? Am Ende lohnte die Strapaze kaum. Die Sicherheitsorgie drückte eher die Angst eines Killers aus als die Geste eines Strategen.

Er wolle den Frieden, sagte der Rebellenchef, aber auch einen unabhängigen Tamilenstaat. Beides ist nicht neu. Seitdem die sri-lankische Regierung die Hand zu Friedensverhandlungen ausgestreckt hat und der Waffenstillstand unter den Augen der norwegischen Beobachter hält, hat Prabhakaran die Zeichen der Zeit erkannt. Sie lauten: Eine Sezessionsbewegung wird international nicht mehr toleriert, wenn sie Selbstmordattentäter einsetzt und Zivilisten zu Zielscheiben erklärt. Beides war zwei Jahrzehnte lang Prabhakarans Markenzeichen – jetzt ist es sein Stigma.

Prahabkaran mag sich damit brüsten, dass seine Guerilla als einzige legitime Sprecherin der Jaffna-Tamilen anerkannt wird, wie dies die bevorstehenden Friedensgespräche in Thailand zeigen. Aber ist er, nach 62.000 Toten, dem Ziel näher gekommen? Sri Lankas Regierung hat klar gemacht, dass sie Autonomie akzeptiert, aber nicht die Aufspaltung der kleinen Insel in zwei Staaten. Und die internationale Gemeinschaft steht hinter ihr.

Verräterisch: Die Notwendigkeit, das Ziel von Tamil-Eelam aufzugeben, sei noch nicht eingetreten, sagt Prabhakaran. „Noch nicht.“ Heißt dies, dass die Notwendigkeit einmal eintreten wird, etwa bei den Friedensverhandlungen im Mai? Eine schwierige Interpretation. Doch der Rebellenchef ist schlecht vorstellbar als leutseliger Landesvater einer autonomen Provinz. Die Sicherheitshürden der Pressekonferenz sind ein Beweis dafür. Und dann ist da noch der Befehl, den er vor Jahren seinen Leibwächtern gab: Falls er jemals das Ziel der Unabhängigkeit aufgebe, sollten sie ihn erschießen. Der Befehl gilt noch. BERNARD IMHASLY