Ökoprodukte für den Massenmarkt

Das Freiburger Ökoinstitut vergibt mit „Eco Top Ten“ ein neues Umweltsiegel, das auch auf günstige Preise achtet

BERLIN taz ■ Günstig, technisch hochwertig und natürlich ökologisch muss es sein, das „Eco Top Ten“-Produkt. Das renommierte Freiburger Öko-Institut vergibt in diesem Jahr zum ersten Mal ein Ökosiegel, das auch an den finanziellen Bedürfnissen der Verbaucher orientiert ist: Anders als bei den bestehenden Umweltauszeichnungen ist der Preis des Produktes ein wichtiges Kriterium.

Ziel des Projektes sei die Entwicklung „nachhaltiger Produkte für den Massenmarkt“, sagt Carl-Otto Gensch vom Öko-Institut. Die Experten definierten deshalb Kriterien für zehn besonders umweltrelevante Produktfelder wie Automobile, Textilien, Waschmaschinen und Trockner.

Bei den Autos waren zum Beispiel der Benzinverbrauch und der CO[2]-Ausstoß entscheidend. Als ökologisch top erwiesen sich in der Vorentscheidung nur die beiden einzigen bisher auf dem Markt erhältlichen 3-Liter-Autos, der VW-Lupo und der Audi A2 1.2TDI. Nach den Berechnungen der Freiburger rentiere sich der höhere Anschaffungspreis binnen weniger Jahre durch geringere Benzinkosten und eine längere Haltbarkeit der einzelnen Teile, so Gensch.

Auf der Top-Ten-Liste für „Haus und Wohnung“ steht beispielsweise das so genannte 3-Liter-Neubauhaus, eine Bauweise, die beim Energieverbrauch deutlich unter dem inzwischen standardisierten Niedrigenergiehaus liegt. Auch die stationäre Brennstoffzelle und Energiesparlampen wurden ausgezeichnet.

Allerdings könnte es das neue Siegel schwer haben, von den Verbrauchern überhaupt wahr- und dann auch ernst genommen zu werden. Seitdem Firmen erkannt haben, wie sehr eine ökologische Ausrichtung das Image aufpoliert, sprießen die Ökolabel aus dem Boden. Allein in der Bau- und Renovierbranche gibt es über 31 Gütesiegel, von denen nur wenige einen verlässlich höheren Umweltstandard bescheinigen als vergleichbare Produkte.

Angelika Michel-Drews vom Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin sieht eine „wahre Überschwemmung mit Auszeichnungen“. Glaubwürdige und prominente Siegel wie das Bio-Siegel von Bundesverbraucherministerin Renate Kühnast (Grüne) kämen aber beim Kunden hervorragend an. „Wir brauchen Orientierung im Kaufhausdschungel.“

Eine Konkurrenz zu anderen Ökosiegeln befürchtet Gensch für Eco Top Ten trotzdem nicht. Man habe schließlich schon von vornherein versucht, bereits bestehende Siegel wie den Blauen Engel in das Marketing mit einzubeziehen. Außerdem werde man eine ungewöhnliche Imagekampagne aufziehen, die „jeden erreichen wird“. Gesponsert von letztlich profitierenden Firmen wie Volkswagen und Henkel sind Kinospots, Zeitungsanzeigen und öffentliche Auftritte mit Prominenten geplant.

ANNIKA JOERES