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Auf der Suche nach dem großen Spender

Staatsknete fließt immer spärlicher. Die Universitäten sind zunehmend auf Drittmittel angewiesen. Die werden von den Professoren eingeworben, doch deren Stellen werden abgebaut. Deshalb wird der Ruf nach Studiengebühren laut

Mit „Haste mal ’nen Euro?“ ist es bei den Unis längst nicht mehr getan. Vater Staat kürzt Jahr für Jahr das Taschengeld, da müssen die Unis sich anderswo umsehen – und zwar im großen Stil. Der reguläre Haushalt von Universitäten wird in Deutschland zwar von der öffentlichen Hand finanziert. Eine weitere Geldquelle sind aber von jeher Drittmittel, die aus öffentlichen Einrichtungen oder von privater Seite stammen. Die wurden in den vergangenen Jahren immer wichtiger.

Ein Prof. bringt 110.000 €

An der Freien Universität Berlin (FU) stellt sich das so dar: Während sich das Gesamtvolumen der Drittmittel in den vergangenen zehn Jahren auf rund 80 Millionen Euro mehr als verdoppelte, musste das aus den Staatszuschüssen finanzierte Personal wegen der Einsparungen um ein Drittel abgebaut werden. Die Zahl der Professoren ging um 40 Prozent zurück. Ein FU-Professor wirbt durchschnittlich über 110.000 Euro ein, mehr als dreimal so viel wie 1989.

„Doch mit immer weniger Personal immer mehr Drittmittel einzuwerben, funktioniert nicht ewig“, warnt FU-Präsident Peter Gaehtgens. Er befürchtet, dass nicht mehr wie bisher jedes Jahr zehn Prozent mehr Drittmittel gewonnen werden.

Keine Spendenkultur

Das Heranschaffen von privaten Drittmitteln sei in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden, so Gaehtgens. Dieser Boden sei steinig, was sich daran zeige, dass private Drittmittel, gemessen am Gesamtvolumen der Drittmittel, nicht einmal zehn Prozent ausmachen. Zudem würden sie nur für besondere Aufgaben fließen. „Niemand gibt Geld für die Standardausstattung“, so Gaehtgens. Er sehe nicht, wie das jährliche FU- Budget in Höhe von rund 300 Millionen Euro (ohne die Medizin) in absehbarer Zeit aus privaten Quellen aufzubringen sei.

Aus diesem Grund ist Gaehtgens gegen eine von der Politik ins Spiel gebrachten Umwandlung der FU in eine Stiftungsuniversität: „Dies ist ein billiger Versuch der Politik, sich aus der finanziellen Verantwortung zu stehlen. Es hat in Deutschland noch nie privat-rechtliches Kapital im dafür notwendigen Umfang gegeben, weil die Voraussetzungen nicht stimmen.“ Dazu zählt er nicht nur die Steuergesetzgebung, sondern auch eine Kultur des Spendens und Mäzenatentums.

Die Finanzkrise der Universitäten sei nur zu überwinden, wenn sich der Staat nicht immer weiter aus seinen Verpflichtungen löse, ohne funktionierendes Neues an die Stelle zu setzen. Gaehtgens plädiert für Studiengebühren, die an der US-amerikanischen Stanford University rund ein Drittel des Etats ausmachen würden. „Bei Rentenzahlungen und der medizinischen Versorgung zieht sich der Staat langsam zurück und verlangt eine private Beteiligung – nur im Bildungswesen nicht.“ Hier trifft er sich mit dem Präsidenten der Berliner Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek: „Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass der von Staatsseite gewährte finanzielle Spielraum der Universitäten zunehmend eingeschränkt wird, ohne dass die Hochschulen eigene Finanzierungsquelle erschließen dürfen oder können. Studiengebühren erscheinen politisch ungewollt.“

Gaehtgens glaubt, eine Stiftungsuniversität sei frühestens in 10 oder 20 Jahren möglich, wenn Gesetze geändert und Kulturtraditionen wie eine lebenslange Bindung der früheren Studenten an ihre Uni gegeben seien. TILMAN VON ROHDEN

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