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Kleiner Erfolg für Zeki El-Zein

■ Innenbehörde gewährte Aufschub von einem halben Jahr. Bis dahin soll geklärt sein, ob der schwer kranke sechsjährige Edem auch ohne seinen Vater in Bremen leben kann

Am Mittwoch dachte Zeki El-Zein (27) noch, dass er am Donnerstag seine Aufenthaltsbefugnis und damit seinen Job los wäre (siehe taz 12.4.). Trotz der Solidaritätsbekundungen, die seine Arbeitskollegen beim Innensenator abgaben, machte er sich wenig Hoffnung. Zum Wochende kam nun die überraschende Nachricht: Für ein halbes Jahr ist El-Zeins Duldung verlängert.

Zeki El-Zein gehört zu einer Gruppe von arabisch sprechenden Familien, die aus dem syrischen Grenzgebiet der Türkei stammen und in den Libanon ausgewandert waren, wo sie als „Staatenlose“ lebten. Vor den Gefahren im libanesischen Bürgerkrieg flüchteten einige weiter. Aufgrund ihrer Herkunft gelten sie bei den deutschen Behörden nun als „Türken“.

Auch Zeki El-Zein ist im Libanon geboren und kam als 13-Jähriger mit seiner Familie nach Deutschland. Die Ausländerbehörde macht ihm heute zum Vorwurf, dass sein Vater am Frankfurter Flughafen türkische Pässe vorgezeigt hatte. Seine Eltern und seine minderjährigen Brüder, von denen einer nach Polizeiangaben an Dutzenden Straftaten beteiligt sein soll, sind inzwischen in die Türkei abgeschoben worden.

Bei Zeki El-Zein liegt der Fall etwas anders: Er hat hier eine Ausbildung abgeschlossen, was geduldeten Flüchtlingen eigentlich untersagt ist, arbeitet seit Jahren bei einer DaimlerChrysler-Zulieferfirma. Er ist mit einer Frau aus dem Libanon verheiratet, der keine türkische Staatsangehörigkeit nachgesagt wird, auch wenn die Ausländerbehörde dies im vergangenen Jahr zu ändern versuchte: Ohne die Zustimmung der Frau wollte die Ausländerbehörde diese in der Türkei „nachregistrieren lassen“, wie sie Zeki El-Zein vergangenen April mitteilte. Der Versuch, offenbar darauf ausgerichtet, die Frau bei Ausweisung des Mannes gleich mit ausweisen zu können, scheiterte an den türkischen Behörden. Die Ausländerbehörde versuchte danach, die Frau zu bewegen, selbst ihre Ausreise in die Türkei vorzubereiten – wenn sie nicht die Trennung von ihrem Mann in Kauf nehmen wollte. „Aber meine Frau will das nicht“, sagt Zeki El-Zein – und das könnte teuer für das deutsche Sozialamt werden: Denn von dem Lohn ihres Mannes lebt nicht nur die vierköpfige Familie, die Krankenkasse zahlt auch die Behandlungskosten für den spastisch behinderten Sohn Edem.

Allein im vergangenen Jahr 2001 kosteten die Spezialbehandlungen des Kindes 50.000 Mark. Die Gesundheit Edems ist nun der offizielle Grund dafür, dass das Innenressort dem Vater einen halbjährigen Aufschub gewährte. Eine Frist, innerhalb derer geklärt werden soll, ob das Kind in der Türkei eine angemessene medizinische Versorgung bekommen wird. Auch soll geklärt werden, ob die Mutter, die nur arabisch, aber weder türkisch noch deutsch spricht, das kranke sowie ein weiteres gesundes Kind hier in Bremen allein versorgen könnte – für den Fall, dass sie nicht in die Türkei auszureisen bereit ist. K.W.

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