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Bauen statt brauen

Architekten-Entwürfe für Bavaria-Gelände auf St. Pauli vorgestellt  ■ Von Gernot Knödler

Willi Bartels wird sich zum Ende seines Lebens als Immobilien-Mogul ein Denkmal in die Davidstraße setzen: Im Zuge der Neu-Bebauung des Bavaria Geländes zwischen Hopfen- und Bernhard-Nocht-Straße will er ein 18-stöckiges Hotel samt Nebengebäude errichten lassen, das die Stadtsilhouette neu akzentuieren wird und den Charakter der nördlichen Davidstraße gründlich verändern dürfte. Die Ergebnisse der Architekturwettbewerbe für das ehemalige Brauerei-Gelände sind gestern in Bartels' Hotel Hafen Hamburg vorgestellt worden.

Zur Planungsvorgabe der Baubehörde gehörte die Erhaltung des Astra-Hochhauses sowie nach historischem Vorbild die Fortsetzung der Taubenstraße und des Zirkuswegs. Dazu kam im westlichen Teil ein schmaler Platz in Ost-West-Richtung. Einen entsprechenden Bebauungsplan muss die Bezirksversammlung Mitte allerdings erst noch aufstellen. Orientiert an den Straßen und an dem Hotel-Gelände wies die Baubehörde fünf Baufelder aus, die von jeweils vier bis fünf Architekten im Rahmen eines Wettbewerbs bearbeitet wurden.

Herausgekommen ist ein 350–Millionen-Euro-Vorhaben mit 38.000 Quadratmetern Bürofläche – zusätzlich zu den vorhandenen 7000 Quadratmetern im Astra-Hochhaus. In der Mitte sollen rund 25.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, neben Geschäften, Gaststätten und den 300 Zimmern von Bartels' künftigem „vier bis fünf Sterne“- Hotel. Obwohl sich die im Bezirk dominierende SPD für „mindestens 35 Prozent Wohnungen“ stark gemacht hatte, sind es jetzt lediglich etwa 25 Prozent.

Den Wettbewerb für das Hotel gewann der Londoner Architekt David Chipperfield. Er entwarf eine asymmetrisch geformte Hochhausscheibe, deren Stirnseite zur Elbe zeigt. Die Fassade betont die Vertikale und verstärkt das himmelstürmende Moment dieses Riesen. Sie gibt der Blockkante an der Davidstraße ein gleichförmiges Aussehen, lässt an einer Stelle jedoch Raum für einen Vorplatz.

Östlich des Hotels an der Hopfenstraße darf das Hamburger Büro Friedrich und Partner sechs- bis siebenstöckige Wohnhäuser mit Terassen bauen. Die Lücken zwischen den vier Gebäuden lassen Licht in die Hopfenstraße. Südlich hiervon, an der Bernhard-Nocht-Straße, setzte sich Otto Steidle aus München mit einem an zwei Ecken geöffneten Karree aus Wohnungen und Gewerbe durch. Die Gebäudehöhe springt zwischen fünf und acht Geschossen.

Für das Dreieck westlich des Zirkusweges sprach die Jury dem Hamburger Jan Störmer den Preis zu. Er schlug nördlich des Astra-Turmes in Verlängerung des vorgegebenen Freiraums einen Platz vor, der etwas Luft in dem dicht beplanten Areal schafft. Störmers sieben Stockwerken will Fumihiko Maki aus Tokio bis zu zehn Geschosse entgegensetzen. Mehrere Blö-cke wären dabei unter einem schrägen Dach vereint. Makis Entwurf ist Oberbaudirektor Jörn Walter zu hoch, seine Gebäude sind ihm zu tief. Der Entwurf solle daher überarbeitet werden.

Das Gelände gehörte einer Investorengemeinschaft unter Führung von Willi Bartels, an der die Quantum Immobilien AG, die Hansa Baugenossenschaft und die Hamburgische Landesbank beteiligt sind. Bavaria hat das Brauen und Abfüllen auf dem Gelände Ende vergangengen Jahres eingestellt. Der neue Brauerei-Eigentümer Holsten nutzt das Gelände bloß noch als Lager. Die Bavaria Mitarbeiter wurden von Holsten übernommen.

Im Spätsommer 2003 wollen die Investoren in der Verlängerung der Taubenstraße mit dem Bauen beginnen. 2006 soll das gesamte Projekt abgeschlossen sein. Der liebe Gott habe ihm versprochen, er dürfe die Einweihung seines neuen Hotels noch erleben, erzählte Bartels.

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